Dritter Auftritt

[32] Leim. Etwas später Gertraud.


LEIM im schlechten zerrissenen Rock, den Wanderbündel auf dem Rücken, tritt ein. Ich weiß nicht, was das ist, kein Mensch fragt mich, zu wem ich will. In der Kuchel hab' ich eine Menge Dienstboten g'sehn, die jubeln, was's Zeug halt, und einer sitzt vor der Tür, dem muß übel sein. Umhersehend. Da wär' ich halt wieder in meiner lieben Werkstatt. – Das sind Erinnerungen für mich! Auf dem Platz hab' ich einen Tisch g'macht und hab' d' Füß vergessen; denn meine Gedanken waren bei der Peppi – an dem Platz hab' ich ein Kastenb'schläg an ein Spucktrüherl g'nagelt; denn meine Gedanken waren nicht bei der Arbeit. – O ich war ein Stockfisch, daß ich nie g'redt hab', und mir g'schähet recht, wenn sie schon längst den Wirt gehei –

GERTRAUD zur Mitte eintretend. Wie kommt denn Er da herein?

LEIM. Nu, wie jeder andere Mensch, bei der Tür.

GERTRAUD. Wann Er Arbeit suche tut, so komm Er morge, heut ist's nix, heut hanne wir Hochzeit.

LEIM erschrocken. Wer hat g'heirat?

GERTRAUD. Der Herr Strudl, der Wirt im goldene Nockerle hat g'heirat – Vormittag war die Kopulation.

LEIM. Wem hat er g'heirat?

GERTRAUD. Die Mamsell Hobelmann.

LEIM fährt auf sie los. Schwabin! ich bring' dich um.

GERTRAUD schreit, indem sie abläuft. Zu Hülfe! zu Hülfe! er will mich verschlage.[32]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 32-33.
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