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Die Höhle hallt von Donnerschlägen wider,
Die Bergeshäupter lodern blitzumzackt:
Im Höhlenbusen sicher sinnt ein Heiliger,
Des Meisters ohne Gleichen Sohnesbild.
O Cālā, Upacālā, Sīsūpacālā,
Verweilt ihr, Schwestern, wohl besonnen auch?
Der Bruder naht, er prüft genau den Sinn,
Weicht halben Haares Breite nimmer ab.
Ich bin entfrönt, ich bin entfrönt,
Bin völlig frei vom Frone dreier böser Bürden:
Die Sichel hab' ich abgelegt, den Pflug entpflegt
Und hab' die Harke beigelehnt.
Wenn immer nur der Erde Not uns ängstet,
So will mich's dünken endlich denn genug, genug!
Wach' auf, Sumaṉgalo, wach' auf, Sumaṉgalo,
Und harre herrlich du geduldig aus.
44
Um Tote weint man, Mutter, ja,
Lebendig sieht man nimmer sie;
Lebendig siehst du, Mutter, mich:
Sag' an, o Mutter, was du weinst?
Gleichwie du merkst den starken Stier,
Der strauchelnd stürzt und stracks ersteht,
So merke sichern Seher wohl,
Der wachen Meisters Jünger ist.
Ich bin Asket aus Zuversicht,
Hab' aufgegeben Haus und Hof,
Gewonnen Einsicht, weisen Witz,
Und fest und fein das Herz gefügt:
Gestalten gaukle wie du willst,
Verstören kannst du nimmer mich.
Verehrung dir, erwachter Herr,
Du bist geheiligt überall:
Wie du verweilest heldensam
Verweil' ich selber wahnversiegt.
48
Solang' ich fort vom Hause bin,
Als Pilger bettelnd, heimatlos,
Da weiß ich nichts von Absicht mehr
Von übler, von gemeiner Art.
49
Wo Lärm um Lärmen wirr ertönt
Von Werkeltag und Werkeldienst,
Da neigt sich nimmer hin das Herz:
Wo Einheit einigt ruht es recht.
50
Der Staub ist naß benetzt, in Wirbeln stürmt es an,
Ein Blitz huscht übern Himmel hell;
Gedanken blassen dämmernd ab:
Ich hab' mein Herz gar fein gefaßt.
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