Niebuhr

[884] Niebuhr, 1) Karstens, geb. 1733 in Lüdingworth im Lande Hadeln; wurde 1760 Ingenieurintendant in Kopenhagen, bereiste im Auftrage des Königs Friedrich V. von Dänemark von 1762–67 mit einer Gesellschaft Reisender den Orient, wurde 1768 Capitän, 1778 Justizrath u. Landschreiber in Meldorf, 1808 Etatsrath u. st. 26. April 1815; er schr.: Beschreibung von Arabien, Kopenhagen 1772, 2 Thle.; Reisebeschreibung von Arabien u. den angrenzenden Ländern, ebd. 1774 ff., 2 Bde., 3. Bd. herausgeg. von Olshausen 1837; Descriptiones animalium, quae in itinere orientali observavit, Kopenhagen 1775; Flora aegyptiaco-arabica, ebd. 1776; Icones rerum naturalium, quae in itinere orientali depingi curavit, ebd. 1776. 2) Barthold George, Sohn des Vor., geb. 27. Aug. 1776 in Kopenhagen, machte sich in Hamburg mit dem Handelsgeschäft bekannt, studirte 1793 f. in Göttingen die Rechte, seit 1795 in Edinburg die Naturwissenschaften, trat 1798 in dänischen Staatsdienst, wurde 1800 Secretär im Finanzministerium u. 1803 einer der Directoren der dänischen Bank u. 1804 Committirte des Commerzcollegiums; er verließ 1805 als Franzosenfreund verdächtigt sein Vaterland u. trat 1806 in preußische Dienste als Director der Seehandlung, wurde 1808 Staatsrath u. Begmier im Finanzcollegium u. leitete die Unterhandlungen mit Holland, that 1810 sehr viel für die Universität Berlin u. hielt dort Vorlesungen über Römische Geschichte, redigirte 1813 mit E. M. Arndt den preußischen Correspondenten u. nahm Theil am Freiheitskriege, wurde 1816 als Ministerresident nach Rom gesandt u. entdeckte auf der Reise dahin in Verona die Institutionen des Gajus; er kehrte 1828 zurück u. lebte seitdem in Bonn, wo er das Rheinische Museum gründete u. 2. Jan. 1831 st. Er schr.: Römische Geschichte, Berl. 1811–32, 3 Bde., 2. A. 1827–42, Bd. 1., 4 A. 1834; den 4. u. 5. Bd. gab der Engländer Schmitz heraus, London 1844 (deutsch von Zeiß, Jena 1844 ff.); Karsten Niebuhr's Leben, Kiel 1817; Beiträge zur Beschreibung der Stadt Rom, Stuttgart 1830 f., 4 Bde.; gab heraus die Fragmente das Fronto, Berlin 1816; Ciceros Reden pro Fontejo u. pro Rabirio, Rom 1820; Inscriptiones Nubienses, 1821; Bruchstücke des römischen Dichters Merobaudes, 1824; u. begann eine neue Ausgabe der Scriptores historiae Byzantinae, 1828 ff.; Kleine historische u. philosophische Schriften, Bonn 1828–43, 2 Bde.; Nachgelassene Schriften nichtphilologischen Inhalts, Hamburg 1842; Griechische Heroengeschichte, ebd. 1842, 2. A. 1850; Historische u. philologische Vorlesungen gehalten in Bonn, herausgegeben von Marcus Niebuhr u. Isler, Berl. 1846 ff.; Grundzüge für eine Verfassung der Niederlande (1813 geschrieben), ebd. 1852; Geschichte des Zeitalters der Revolution, Hamburg 1845, 2 Bde. Auch übersetzte er die erste Philippica des Demosthenes, Hamb. 1805, 2. Aufl. 1813. Vgl. Lebensnachrichten über B G. Niebuhr, Hamburg 1838 f., 3 Bde.; Winkworth, The life and letters of B. G. N., Lond. 1852, 3 Bde. 3) Marcus von N., Sohn des Vorigen, geb. 1817 in Rom, studirte in Kiel, Bonn, Halle u. Berlin Jurisprudenz u. Staatswissenschaften, redigirte 1848–49 den Magdeburger Correspondenten, wurde 1850 Regierungsrath u. mit einer diplomatischen Mission nach Kassel betrant, 1851 Geheimer Regierungsrath u. Cabinetssecretär des Königs, 1854 Cabinets- u. Staatsrath, 1857 in den Adelstand erhoben u. st. in der Nacht vom 31. Juli zum 1. Aug. 1860 in Oberweiler bei Badenweiler. Er schr.: Die deutsche Seemacht, Berl. 1848: Geschichte Assurs u. Babels, ebd. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 884.
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