Prügel

1. Jeder muss die Prügel1 behalten, die er bekommen hat.Frost, 212.

1) Bezüglich derjenigen offensiven Actionen, die sich hinter unserm Rücken vollziehen, ist uns zur Bezeichnung die freie Wahl gelassen zwischen Prügel, Hiebe, Holze, Jackenfett, Keile, Ramster, Schlägen u.s.w., die uns entweder aufgebrannt, aufgebrummt, aufgedämmert, aufgemessen, aufgesenkt, aufgezählt, 'runtergelangt, übergezogen, versetzt werden oder mit denen man uns durchgerbt, heimleuchtet, tractirt, zudeckt. (S. Schlagen und Umschlag.) (Vgl. R. Schmidt, Deutsche Hiebe, in: Das Neue Blatt, Leipzig 1871, S. 398.)


2. Man findet leicht einen Prügel, wenn man den Hund schlagen will.

Lat.: Occasione duntaxat opus improbitati. (Seybold, 399.)


3. Man muss nicht alle Prügel auflesen, die man einem nachwirft.


4. Man muss nicht mit Prügeln unter die Vögel werfen, wenn man sie fangen will.

Lat.: Fistula dulce canit volucrem dum decipit auceps. (Schonheim, F, 11; Frob., 291; Philippi, I, 156.)


5. Mer dörf nit alli Prüg'l aufhoib'n. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 311.

Man soll nicht jeden Angriff, jede Verletzung verfolgen.


6. Prügel erfrischen die Liebe.


7. Prügel machen das Blut warm, aber noch mehr die Schande.

Lat.: Non plaga, sed contumelia iram concitat. (Schulblatt, 493; Faselius, 173.)


8. Prügel vertreiben die Liebe.

Frz.: A battre faut l'amour. (Lendroy, 113.)


9. Von einem weissen Prügel bekommt man auch blaue Flecke.


10. Wenn man nicht darf mit Prügeln werffen, so werff man mit Bratwürsten.Lehmann, 360, 13.


11. Wenn man nicht den prügel zum Hund legt oder an Hals hängt, so acht er kein gebot. Lehmann, 266, 16.


12. Wenn man Prügel hat, so darff man nit mit Bratwürsten werffen.Lehmann, 935, 5.

13. Wer den Prügel hat, ist nicht gut mit Bratwürsten zu werfen. (Frankenwald.)


14. Wer die Prügel hat, dem nimmt sie niemand ab. (Nordböhmen.)

Er kann von Glück sagen, wenn er nicht noch eine Kostenrechnung dafür bekommt. In Frankreich sagt man, um einen einfältigen Menschen zu bezeichnen: Er ist aus Lorris, wo die Geschlagenen die Strafe zahlen. (Illustrirte Zeitung, 1447.)


15. Wer keinen Prügel hat, muss mit Bratwürsten um sich werfen.Simrock, 8027; Körte, 4858; Braun, I, 3376; Illustr. Zeitung, 1860, S. 101c.


16. Wer Prügel hat, der darff niemand mit Bratwürsten werffen.Lehmann, 305, 14.


[1415] 17. Wer solich brigel wil auffklauben, findet bald einn arm voll. (S. Bengel 7.) – Franck, II, 183a; Egenolff, 264b; Henisch, 509, 3; Simrock, 8028.


18. Wo sie keine Prügel und Peitschen haben, werden Esel und faule Pferde nicht traben.


*19. Den Prügel zur eigenen Strafe holen.


*20. Die hat gut Prügel gekriegt, die wird gut faulen.

Sie ist weich, mürbe geklopft, wird daher im Grabe leicht verwesen. In der Gegend von Böhmisch-Friedland in Bezug auf eine Frau, die von ihrem Mann viel geschlagen worden ist.


*21. Eine Tracht Prügel.

Frz.: Une volée de coups de bâton. (Lendroy, 1564.)


*22. Einem einen Prügel in den Weg werfen.


*23. Er ist die Prügel nicht werth, die er kriegt.

Frz.: Il ne vaut pas l'eau qu'il boit. (Leroux, I, 43.)


*24. Er verlangt Prügel, wie der Ochs Heu.

Holl.: Hij eischt slagen, gelijk een paard zijn voeder. (Harrebomée, II, 163b.)


*25. Ich hab' ihm einen Prügel hineingeworfen.

Ein Hinderniss bereitet.


*26. Ihr Prügel, könnt 'r nich oas'm Wege gihn.Gomolcke, 627.


*27. Jemand Prügel unter die Füsse werfen.Parömiakon, 1243.

Ihm auf eine heimliche Weise zu schaden suchen.

*28. Mehr Prügel wie Schafkäs.Frischbier2, 3022.


[Zusätze und Ergänzungen]

29. Der Prügel ist der Narren Vernunft.


30. Prügel sein gut für Leut und Viech, nur g'nug. (Gegend bei Karlsbad in Böhmen.)


31. Prügel sind behaltene Waare.


32. Wer alle Prügel auflesen will, kommt nie aus dem Wald.


33. Wer die Prügel hat, darf für den Spott nicht sorgen.Bohemia, 1875, Nr. 275.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1665.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon