Übermensch

[859] Übermensch, nach Fr. Nietzsche (s. d.) der seinen Willen zur Macht unbedingt geltend machende, jenseit von Gut und Böse lebende, weltfreudige und starke Mensch. Der Ausdruck kommt schon bei Goethe, im »Faust« und in der »Zueignung« zu den Gedichten, vor, doch auch bereits gegen Ende des 17. Jahrh. in den »Geistlichen Erquickstunden« des theologischen Schriftstellers Heinrich Müller in Rostock. Ähnliche Wortbildungen sind aber nicht selten, und es ist unwahrscheinlich, daß Goethe das Wort von Müller entlehnt habe. Nietzsche braucht es einmal für den Vornehmen, [859] Singulären, wovon es Beispiele in der Geschichte gegeben hat, sodann für die Art, die über dem Menschen steht, so daß der Mensch nicht das Ende der Entwickelung sein soll, sondern diese über den Menschen hinausgeht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 859-860.
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