Franciscus de Posadas, B. (25)

[293] 25B. Franciscus de Posadas, Ord. S. Dom. (20. Sept.) Die Eltern des sel. Franciscus von Posadas stammten zwar von einer edlen Familie, hatten aber von ihr nur ein geringes Vermögen ererbt. Der Verkauf von Blumen, Gemüse und Früchten war ihr ganzer Nahrungszweig. Sie wohnten anfänglich zu Lama de Arcos in Castilien und ließen sich später in Cordova nieder. In dieser Stadt wurde ihnen am 25. Nov. 1644 ihr Sohn Franciscus geboren. Schon bei seiner Geburt erwachte in ihren frommen Herzen der sehnlichste Wunsch, ihr Söhnlein möchte einst in den Orden des hl. Dominicus aufgenommen werden, was sie um so mehr antrieb, dasselbe in aller Gottesfurcht zu erziehen. Franciscus wuchs zur Freude seiner Eltern und Lehrer heran und war bemüht, durch Fleiß, Gebetsliebe und öftern Empfang der heil. Sacramente der Aufnahme in den Orden sich würdig zu machen. Indessen starb sein Vater; seine Mutter verehelichte sich wieder mit einem Manne, der den jungen Stiefsohn hart und rauh behandelte. Er mußte ein Handwerk lernen und war so unglücklich, einen rohen Meister zu erhalten, der ihn täglich, bei allem Aufwande von Fleiß, mit Schlägen mißhandelte. Endlich gewann jedoch der tugendhafte Jüngling durch seine Sanftmuth den Meister so sehr, daß er ihn sogar zur Fortsetzung seiner Studien unterstützte. Nun sah Francis cus mit Sehnsucht dem Tage entgegen, an welchem sich für ihn die Pforte des Klosters öffnete. Und diese öffnete sich endlich in dem Kloster von Scala Coeli (Himmelsleiter), eine Stunde von Cordova, im J. 1663. Nach der gewöhnlichen Prüfungszeit legte er die feierlichen Gelübde ab, wurde dann zu St. Lucar de Barmeja zum Priester geweiht, und von seinem Obern zum Predigtamt bestimmt. In diesem Amte entfaltete er die segensreichste Wirksamkeit; schaarenweise strömte das Volk ihm zu, so daß er bald auf öffentlichen Plätzen die Lehre des Heiles verkünden mußte, indem die Kirchen die Menschenmenge nicht mehr fassen konnten. Schon der Ausdruck seiner Stimme flößte den Zuhörern Ehrfurcht ein; die Kraft und Anmuth seiner Reden, die Thränen der Rührung, welche seinen Augen entströmten, ergriffen und bekehrten die Herzen. Man sah bisweilen sein Antlitz leuchten in überirdischem Glanze. Er hielt Missionen in Städten, Dörfern, Spitälern und Gefängnissen, und bekehrte unzählige Seelen. Dabei führte er selbst ein abgetödtetes Leben, machte alle Reisen zu Fuß, oft ohne Sandalien, aller Lebensbedürfnisse entblößt, und hatte zum Lager nichts als einen Strohsack oder die Erde. Auch zeigte er sich als einen weisen Beichtvater im Richterstuhle der Buße. Sein Einfluß auf die Einwohner von Cordova mag daraus recht erkennbar werden, daß sie auf sein Begehren das Schauspielhaus ihrer Stadt niederrissen, das lange nicht wieder aufgebaut wurde. Der gelehrte und fromme Dominicaner sollte zuerst Bischof von Algheri oder Algueri in Sardinien, dann von Cadix in Spanien werden; aber er schlug diese Würden standhaft aus, denn er wollte lieber demüthig und verborgen leben und sterben. Am 20. Sept. 1713, als Franciscus eben die heil. Messe gelesen hatte, setzte der Herr seinem Leben, das er in allen Uebungen der Vollkommenheit und in beständigen Arbeiten zur Förderung der Ehre Gottes und zum Heile der Seelen zugebracht, unvermuthet ein Ende. Schon in seinen letzten Lebensjahren wurde er von den Bewohnern des mittägigen Spaniens als ein Heiliger verehrt, und gleich nach seinem Tode fing man an, um seine Heiligsprechung beim Oberhaupte der Kirche [293] nachzusuchen. Am 4. August 1804 erklärte nun Papst Pius VII. nach genauer Untersuchung seines Lebens, daß er die göttlichen Tugenden in einem sehr hohen Grade besessen habe. Am 5. Mai 1817 machte derselbe Papst zwei durch seine Fürbitte geschehene Wunder bekannt; am 8. September desselben Jahres verkündigte der hl. Vater, daß er zur Seligsprechung des Franciscus schreiten werde, welche denn auch wirklich zu Rom am 20. Sept. 1818 auf feierliche Weise stattfand. Der sel. Franciscus hat auch einige Werke theolog. Inhalts geschrieben. (But. XIII. 210.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 293-294.
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