Michael, B. (15)

[445] 15B. Michael, Can. Regni. Conf. (4. Mai). Dieser selige Michael hat den Zunamen Gedrocius oder Gedroyc von dem unweit Wilna gelegenen gleichnamigen Rittersitze seiner Eltern. Da er von Natur schwach und äußerst gebrechlich war, bestimmte man ihn frühzeitig für's klösterliche Leben, zu welchem er auch von Kindheit an viele Zuneigung trug. Dafür spricht, daß er schon als Knabe gerne solche Arbeiten übernahm und fertigte, die zum Dienste Gottes gehörten. Er machte z.B. Versehgefäße mit ungewöhnlicher Geschicklichkeit. Noch mehr gab sich sein frommer Sinn in den strengen Abtödtungen zu erkennen, die er ungeachtet seiner Körperschwäche schon in zartem Alter anfing und sein ganzes Leben hindurch fortsetzte. Vier Wochentage galten ihm als Fasttage, an den drei andern sättigte er sich. Um beständig seines Erlösers zu gedenken, trug er am Halse ein Kreuz, und als er ins Kloster der regulirten Augustiner-Kanoniker zu Krakau eingetreten war, erbat er sich eine Zelle nahe bei der Kirche, um beständig in der Nähe seines lieben Heilandes zu sein. Als Kanoniker aß er nie Fleisch, sondern genoß nur Gemüse und dünnes Bier. Oft begnügte er sich mit Brod und Salz, dem er manchmal als Leckerbissen etwas Oel und Butter beigab. Seine Lebensbeschreibung erzählt von manchen Gnaden, deren er gewürdiget wurde, so z.B. daß eines Tags das Bildniß des Gekreuzigten mit ihm geredet habe, aber auch von schweren Kämpfen, die er mit dem bösen Feinde bestehen mußte, sa sogar von Schlägen, die er von ihm erduldete. Als er starb, bat er seine Vorgesetzten, wenn er etwa gegen den Gehorsam gesündiget hätte, um Verzeihung, kniete sich dann auf den Boden und verschied in dieser Stellung am 4. Mai 1485. Sein Leichnam ist am 4. Juni 1624 erhoben worden. In der Abbildung sieht man ihn auf dem Boden knieend, den Rosenkranz in der Hand, das Auge zum Himmel geheftet, aus welchem der Name Jesus ihm entgegenleuchtet. (I. 552–560).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 445.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: