[7] Die beiden Hauptbegriffe und gewiß auch die frühesten Begriffe des religiösen Bewußtseins – Licht und Finsternis – haben schon in indogermanischer Zeit den Glaubensvorstellungen Ziel und Richtung gegeben. Die Entwicklung und sittliche Vertiefung der gegebenen Ideen geschah durch Zarathustra, der den Unterschied zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel in folgender Weise feststellte:
Das Licht ist gut, das Dunkel ist böse. Warum sind sie aber beständig im 24stündigen Tage vereinigt, folgen einander als Tag und Nacht? Warum überwindet das Licht nicht ein für allemal das Dunkel und bringt einen ewigen Tag hervor? Das Geheimnis ist, daß sie einander an Stärke gleichen. Denn der Gott des Lichtes, Ahuramazda (Ormuzd) ist wohl ewig, allwissend und in hohem Maße stark, aber nicht allmächtig. Darum braucht er in dem langwierigen Kampfe mit Ahriman, dem Gotte des Dunkels, menschliche Hilfe. (Troels-Lund, S. 40.) Der Mensch ist Gottes Kampfgenosse auf Erden; seine Aufgabe heißt Ausrottung des Bösen. Zuletzt erringt der Lichtgott den Sieg, den er durch die Wiedergeburt der Welt und Auferstehung der Toten bekundet. Das Prinzip des Bösen ist somit, wie in der bulgarischen und altaischen Sage, der schließlich unterliegende Teil.
Diese Übereinstimmung ist aber so allgemeiner Natur, daß sie zur Annahme irgendwelchen genetischen Zusammenhangs nicht ausreicht. Wir führen daher folgenden Auszug aus dem 1. Kapitel des Bundehesh1 an:
Ahura Mazda war immerdar im Lichte. Angra Mainyu wegen seines Nachwissens (Überlegens nach schon vollzogener Handlung) und in Begierde zu töten in der Tiefe. Ahura Mazda wußte vermöge der Allwissenheit, daß Angra Mainyu existiert; dann wußte er, auf was er sinne, und wie er aus Begierde Schaden zu stiften in die Schöpfung sich gemischt hat bis zum Ende. Angra Mainyu war vermöge seines Nachwissens mit der Existenz des Ahura Mazda unbekannt; und darauf erhob er sich aus der Tiefe, ging in das Licht, und als er das Licht des Ahura Mazda sah, lief er wegen seiner neidischen Natur zum Morden herbei. Als er erblickte die Tapferkeit, Sieghaftigkeit und Macht der geistlichen Schöpfung größer als seine eigene, so lief er in die[7] Finsternis zurück und brachte viele Daevas und Drujas hervor, mordgierige Geschöpfe, und erhob sich zum Streit. Obwohl nun Ahura Mazda die Art wußte, wie das Ende der Handlung sein würde, ging er doch dem Angra Mainyu entgegen, bot ihm Frieden an und sprach: Angra Mainyu, bring meinen Geschöpfen Hilfe, zolle ihnen Preis, damit als Lohn dafür deine Schöpfung unsterblich werde. Es sprach Angra Mainyu: »Nicht werde ich deinen Geschöpfen Preis bringen«, denn er meinte: Ahura Mazda ist in Ohnmacht, deshalb bietet er Frieden an. Darauf sprach Ahura Mazda zu Angra Mainyu: »Bestimme eine Zeit zum Kampf, in der Mischung [währenddessen Gut und Böse im Streit liegen] auf 9000 Jahre«, weil er wußte, daß durch Festsetzung dieser Zeit Angra Mainyu machtlos werden würde. Angra Mainyu, nicht in die Zukunft sehend, und wegen seines Unverstandes, war mit dem Vertrag zufrieden. Da zeigte Ahura Mazda dem Angra Mainyu das Ende, nämlich seinen (des Ah. Maz.) Sieg, die Machtlosigkeit des Angra Mainyu, das Abnehmen der Daevas, die Auferstehung und das zukünftige Leben und die Aufhörung der Opposition gegen die (gute) Schöpfung in Ewigkeit. Und Angra Mainyu wurde bestürzt und fiel in den dunkelsten Ort zurück und war 3000 Jahre in Bestürzung. Ahura Mazda schuf während der Bestürzung des Angra Mainyu Geschöpfe. Er schuf von den weltlichen Geschöpfen zuerst den Himmel, zweitens das Wasser, drittens die Erde, viertens die Pflanzen, fünftens die Tiere und sechstens den Menschen.
An unsere beiden Sagentypen erinnert hier Ahrimans Erhebung aus der Tiefe, der Neid gegen eben den Gott, zu dem er sich erhoben, sein Plan, Gott zu stürzen (im Bulgarischen: Gott zu ertränken), der Vertrag zwischen den zwei feindlichen Mächten, wonach Ahriman eine Zeitlang »in der Mischung« (neben Ormuzd, im Widerstreit mit ihm) herrschen dürfe, (vgl. die Teilung der Lebendigen und Toten) endlich der Sieg des guten Prinzips.
Einen neuen Vergleichspunkt bietet Kap. 8 des Bundehesh, wo die Entstehung der Berge auf Angra Mainyu zurückgeführt wird. Er durchbohrt nach Verlauf jener 3000 Jahre die Erde, und es erhebt sich zuerst das Gebirge Hara berezaiti, dann die übrigen Berge inmitten der Erde. »Zu dieser Zeit kamen sie aus der Erde nach Art der Bäume, welche nach oben und nach unten ihre Richtung beim Wachsen haben.« Dementsprechend heißt es von der Normalerde, wie sie nach Ahrimans Besiegung in der erneuerten Welt sein soll: Die Erde wird sein ohne Abhänge und eben; selbst des Berges Cikat Cinbar Erhebung wird man abtragen, und sie wird nicht mehr sein. (Kap. 31 Ende.)
Zu dem Baum der altaischen Sage stellt sich als zweifellos stammverwandt die Reivaçstaude des Bundehesh (Kap. 15). Als solche ist das erste Menschenpaar, an einem Stengel, androgyn, erwachsen, bis es dann von der Pflanzengestalt zur Gestalt von Menschen gelangte. Die Früchte dieses Baumes stellen zehn Arten von Menschen vor. Ebenso sind neun Menschen der altaischen Sage mit neun Ästen zugleich entstanden.[8]
Auch die Namen und Personen der Heiligen weisen auf den Iran. Schal-Jime (siehe Ende des altaischen Typus) ist kein anderer als Yima, der nach iranischem Mythus als erster Mensch mit einer tausendjährigen Lebensdauer gedacht wurde und im Avesta als der glückliche Herrscher geschildert wird, unter dem es weder Übel noch Krankheit und Tod gab.
Der Name Yima ist aber bekanntlich gleich dem indischen Yama, der indes schon in den Vedas fast vollständig von seinem Doppelgänger Manu verdrängt ist. Auch diesen müssen die Iranier gekannt haben, da in ihren Mythen ein Manuscithra, d.h. Nachkomme des Manu vorkommt. Man erkennt in diesem Worte (buddhistisch: Mandschuçri) den altaischen Mandy-Schire wieder, der offenbar nichts weiter ist als eine Verdopplung des Schal-Jime. Denn auch das Wesen des Mandy-Schire erinnert an Yima. Im Avesta wird nämlich erzählt, daß dieser der vollkommene Herrscher über alle Dämonen war, und in einer späteren Quelle heißt es in weiterer Ausführung, er habe sämtliche Dämonen in die Hölle zurückgetrieben und sie dort unter Schloß und Riegel gesetzt, so daß sie während seiner Regierung nicht wieder hervorzukommen wagten. Wir werden noch in einer Sage, wie der Teufel die Sonne raubt, von Yimas Kampf mit Ahriman hören und ihn dort dem Erzengel Michael gleichstellen. Auch in den europäisch-asiatischen Schöpfungsgeschichten, in denen Michaels Kampf, seine Umkehr zu Gott und sein nochmaliger Angriff und Sieg ganz ähnlich wie Mandy-Schires Kampf gegen Erlik erzählt wird, darf man auf Nachbildung der iranischen Vorbilder vom Kampfe Yimas gegen die Dämonen schließen.
Die Entrückung des Mandy-Schire hat ihr Gegenstück in der Sage, daß der fromme König Yima nicht starb, sondern lebend in einen Garten der Seligkeit aufgenommen ward (Spiegel, Eranische Altertumskunde I, 529).
Auch für das Motiv des Wachsens der Erde, das wir in dem bulgarischen Typus kennen gelernt haben und das in unseren Schöpfungssagen eine große Rolle spielt, gibt Yimas Leben eine Analogie. Unter der glücklichen Regierung dieses Herrschers, so heißt es im Vendidad, wuchs die Bevölkerung der Erde so, daß es nötig wurde, sie zu erweitern. Yima erweiterte sie zunächst am ein Drittel ihrer früheren Größe, darauf noch einmal um zwei Drittel, endlich ein drittes Mal um drei Drittel. Da erst war Platz für Menschen und Tiere. (Fargard II = Harlez p. 95, Spiegel S. 72.) Hier ist der Zusammenhang zwar ein anderer, aber wir werden in amerikanischen Sagen, die nachweislich mit den asiatischen nahe verwandt sind, bestätigende Parallelen nachweisen.
Zu der Erzählung, wie die Engel und Teufel erschaffen wurden, bietet sich die iranische Parallele an vielen Stellen des Bundehesh, wo Ahriman als Schöpfer der Dämonen geschildert ist. Ormuzd erzeugt die guten[9] Mächte des Lichtes, Ahriman setzt ihnen das Heer seiner finsteren Mächte entgegen.
Endlich ist Kurbystan (S. 4) = Kurbustu = Churmistu = Ormuzd (Veselovskij S. 20).
Alles in allem ergibt sich, daß in der orthodoxen Lehre des Iran sowohl die allgemeine dualistische Idee als auch einige Einzelheiten unseren Schöpfungssagen vergleichbar sind. Einiges Neue bietet die iranische Sekte der Zervaniten. In den folgenden Angaben wird man freilich die unmittelbare Beziehung auf unsere beiden Sagenbeispiele vermissen, doch erfordert es die Rücksicht auf eine große Zahl von Varianten, daß der zervanitischen Lehre schon jetzt ein Streifblick zuteil wird. Diese Lehre hatte im Westiran ihre vorzüglichsten Anhänger in der Nähe Babylons, von wo sie ausgegangen sein mag, und bestand lange Zeit neben der orthodoxen Religion (Spiegel II, 187). Während diese aber zwei von Anfang an bestehende Wesen, Lieht und Finsternis, annimmt, leiten die Zervaniten beide aus einem dritten Höheren ab. Zrvan, die urewige Zeit, ist das Anfangsprinzip, in dem jene Gegensätze verborgen liegen und aus dem sie sich erst ausscheiden. An der Welt selbst nimmt aber jenes Urwesen keinen Anteil, weder an ihrer Schöpfung noch an ihrem Fortgange, diese entwickelt sich vielmehr unter den Händen des Ahura Mazda und Aḡrô mainyus ganz ebenso wie in der orthodoxen Religion (Spiegel II, 177). Neu und für unsere Sagengeschichte wichtig ist die Dreizahl der Gottheiten und die Untätigkeit des Obergottes.
Wichtig sind ferner mehrere Einzelheiten, wie die erste Begegnung zwischen Ormuzd und Ahriman. Das Buch Ulemâ-i-Islâm (die Gelehrten des Islam) erzählt: Als der lichtglänzende Ahura Mazda in den tiefsten Abgrund sah, da erblickte er den Aḡrô-mainyus in einer Entfernung von 96000 Farsang als einen furchtbaren Gegner. Er überlegte nun, wie er ihn zu besiegen vermöchte. [Das Folgende (Schöpfung, Kampf und Sturz Ahrimans) im wesentlichen wie im Bundehesh, doch tut Ormuzd alles mit Zrvans Hilfe.] Nach einigen, so wird in jener Quelle hinzugefügt, sei Agr. ursprünglich gut geschaffen, aber wegen seines Ungehorsams später verflucht worden. Er wäre dann also ein gefallener Engel. (Spiegel II, 178.)
Im 5. Jahrhundert n. Chr. berichtet der armenische Schriftsteller Eznik in seinem Buche Widerlegung der Ketzereien (p. 113 fg. ed. Ven.) über die iranische Kosmologie. Zrvan brachte 1000 Jahre lang ein Opfer dar, ob er vielleicht einen Sohn haben möchte, dessen Name Ormizd sein und der Himmel und Erde schaffen solle, sowie alles, was in dieser sei. Nach 1000 Jahren fing er an zu überlegen, ob seine Bemühungen auch Nutzen haben würden, da entstanden im Mutterleibe zwei Söhne, der eine durch den Glauben, dies ist Ormizd, der andere durch den[10] Zweifel, dies ist Ahriman. Da sagte sich Zrvan: zwei Söhne sind im Mutterleibe, ich werde den zum Herrscher machen, welcher zu erst zu mir kommt. Ormizd erkannte diesen Gedanken des Zrvan und teilte ihn seinem Bruder Ahriman mit, worauf dieser sofort den Mutterleib durchbrach und vor seinem Vater erschien. Als Zrvan ihn sah, fragte er: Wer bist du? Da antwortete Ahriman: Ich bin dein Sohn. Zrvan aber sprach: Mein Sohn ist wohlriechend und licht, du aber bist dunkel und übelriechend. Während sie so miteinander sprachen, da kam auch der lichte und wohlriechende Ormizd herzu. Als nun Zrvan ihn als den erkennt, wegen dessen er Opfer dargebracht habe, erinnert ihn Ahriman an sein Versprechen, daß er dem die Herrschaft geben werde, der zuerst vor ihm erscheine, und Zrvan, der sein Wort nicht brechen wollte, sprach: O du Falscher und Schlechter, 9000 Jahre sollst du die Herrschaft haben, aber nach 9000 Jahren kann Ormizd tun, was ihm beliebt. Drauf fingen beide an Geschöpfe zu schaffen.
Ziemlich gleichlautend ist ein Bericht des etwa gleichzeitigen armenischen Geschichtschreibers Elisaeus Vartabed2, nur daß Ahriman die 9000jährige Herrschaft nicht durch trotzige Forderung, sondern durch demütige und klägliche Bitten erhält. Danach schafft Ormuzd Himmel, Erde und den Menschen, Ahriman Schmerzen, Krankheit, Tod, Krieg, kurz die Übel.
In moslemischer Darstellung3 heißt es, der große Zrvan habe 9999 Jahre vor sich hingemurmelt, um einen Sohn zu erhalten. Das sei aber nicht geschehen. Da habe er bei sich überlegt, daß diese Welt vielleicht nichts sei, und aus dem Zweifel sei Ahriman, aus dem Wissen aber Hurmuz entstanden, so daß beide sich auf einmal im Mutterleibe befanden. Ahriman, der Satan, habe eine List angewandt, so daß er eher herausging und die Welt in Besitz nahm.
Als er vor Zrvan hintrat, erkannte dieser seine Gottlosigkeit und verstieß ihn voll Zornes. Ahriman bemächtigte sich nun der Erde; Hurmuz aber verblieb eine Zeitlang ohne Macht über ihn. Nach andern habe sich Ahriman an einem vom Himmel getrennten Orte befunden, habe aber so lange auf List gesonnen, bis er den Himmel zerrissen habe und hinaufgestiegen sei. (Der Kampf der beiden entgegenstehenden Prinzipien sowie die Weltschöpfung stimmt mit der orthodoxen Lehre überein.)
So viel zum Verständnis von später angeführten Varianten. Vermutlich haben hier chaldäische Vorstellungen den schroffen iranischen[11] Dualismus gemildert4, insofern das Einheitsprinzip der unendlichen Zeit vorhanden ist. Trotzdem ist die Bedeutung Ahrimans als des Vertreters der Materie gestiegen. Als Beleg hierfür sei eine Überlieferung angeführt, die zugleich für unser Thema wertvoll ist und uns wieder zu den Sagentypen zurückführt.
Nach dem Armenier Eznik hat Ormuzd die Sonne und den Mond auf Anraten Ahrimans geschaffen. Er erzählt (S. 313):
Ahrmen sprach folgendes zu einer großen Versammlung seiner Dews: »Wozu hat Ormizt so viel Schönes geschaffen, wenn es in der Finsternis ist und er nicht daran gedacht hat, das Licht zu schaffen? Wenn er Geist hätte, hätte er seiner Mutter beigewohnt, die hätte die Sonne geboren, und seiner Schwester, die hätte den Mond geboren.« Ahrmen befiehlt allen, über seine Worte zu schweigen, aber sobald die Versammlung beendet ist, läuft der Dew Mahmi zu Ormizt und belehrt ihn. Ormizt befolgt den Rat, und Sonne und Mond entstehen.
[Einige Magier wollen es nicht dulden, daß dergleichen berichtet wird, und erzählen folgende Version:
Ahrmen lud Ormizt eines Tages zum Essen ein. Doch bestand er darauf, nicht eher zu essen, bis ihre Kinder miteinander gekämpft hätten. Ahrmens Sohn mißhandelte Ormizts Sohn, und man brauchte einen Schiedsrichter. Da keiner zu finden war, schufen die beiden Väter zusammen die Sonne, damit sie unparteiisch richte.]
Die erste Form dieser armenischen Erzählung ist eine vorzügliche Parallele zu einer Einzelheit unserer bulgarischen Sage und – wie sich später zeigen wird – einer Anzahl dualistischer Varianten.
Wir rufen uns jenen Ausruf des Teufels ins Gedächtnis: O dieser dumme Gott! Er weiß nicht, was er zu machen hat! (Oben S. 3.) Die Erzählung, wie die Biene dem ratlosen Schöpfer den zu befolgenden Ausspruch des Teufels hinterbringt, das Verhalten der beiden Gegner, die Hilfe des Lauschers, das Hohnwort des Bösen – all dies zeigt eine so überraschende Ähnlichkeit, daß ohne Zweifel ein sehr nahes Verwandtschaftsverhältnis zwischen der armenischen und bulgarischen Überlieferung besteht. Wir begnügen uns vorläufig mit dieser Feststellung und heben nur hervor, daß solche stark überarbeitete Form des alten iranischen Dualismus – die Hervorhebung des bösen Prinzips gegenüber dem guten –[12] derselben Zeit angehört, in welcher die christlichen Sekten die Ausgestaltung synkretistischer Vorstellungen lebhaft betrieben. Man wird also zusehen müssen, ob nicht jene Legende von dem überlegenen Teufel in den Erzählungsschatz einer solchen Sekte übergehen konnte. (S. unten: Bogomilen.)
Fassen wir alles zusammen, was in der iranischen Tradition mit unseren Sagentypen vergleichbar ist, so ergibt sich, daß das dualistische Motiv in beiden vielfach übereinstimmt. Das ozeanische aber fehlt im Iran, was sich vielleicht aus dessen vorwiegend kontinentaler Lage erklären ließe.
Ein ganz anderes Bild gewähren die Religionsvorstellungen in einem Küstengebiet, wie Chaldaea (Babylonien), das 3–4000 Jahre v. Chr. überseeische Beziehungen zu den verschiedensten Ländern (z.B. zur Sinaihalbinsel) unterhielt und folglich auch den Indischen Ozean kannte. Hier ist der Kern der kosmogonischen Lehre das Hervortauchen der Erde aus dem Wasser.
1 Bundehesh (Schöpfung) ist Abriß der Kosmogonie der Parsen, zwar nicht wie diese annehmen, die Übersetzung eines altbaktrischen Werkes, doch bringt er das Wesentliche des mittelalterlichen Parsismus nach Anleitung von Stellen der altbaktrischen Bücher. Entstehung ca. 7. Jhdt. n. Chr. Sein Inhalt stimmt, soweit wir Kenntnis haben, mit dem der alten Bücher überein, so daß wir annehmen dürfen, er werde auch in den Dingen, deren Quellen wir in den vorhandenen Fragmenten des Avesta nicht nachzuweisen vermögen, gleich zuverlässig sein und uns als wichtige Quelle der zarathustrischen Religion dienen dürfen. (Justi S. VII u. XII.)
2 Soulèvement National de l'Arménie chrétienne contre la loi de Zoroastre par Élisée Vartabed trad. p. Garabed (1844), p. 26–27, vgl. 313.
3 Bei Muhammed ash-Shahristâni, dem Geschichtschreiber der moslemischen Religionsparteien und Philosophenschulen (1086–1153 n. Chr.). Vgl. Spiegel 2, 175 ff.
4 Diese Milderung ist von der iranischen Sekte der Gayomarthîya noch gesteigert worden. Nach ihnen ist das böse Prinzip (Ahriman) als ein späteres aus dem ewigen guten (Yazdân) hervorgegangen.
Yazdân habe bei sich gedacht: wenn ich einen Gegner hätte, wie würde der beschaffen sein? Dieser Gedanke sei ein schlechter, mit der Natur des Lichtes nicht harmonierender gewesen, und so sei aus diesem Gedanken das Finstere entstanden und Ahriman genannt worden (folgt dessen Auflehnung, Kampf zwischen dem Heere des Lichtes und dem Heere der Finsternis, Vertrag zwischen den beiden, wonach Ahriman auf 7000 Jahre die niedere Welt erhalten soll, und Schöpfung).
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