Flustra foliacea

[179] Eine andere und zwar sehr umfangreiche Gruppe der Gymnolämen sind die sogenannten Chilostomen, von deren Beschaffenheit uns die in unseren Meeren gemeine Flustra foliacea eine Vorstellung geben kann. Die vergrößerten Zellen, welche wir umstehend sehen, sind jener erhärtende Theil des Thieres, in welchen sich der weich bleibende Vordertheil zurückziehen kann. Dies geschieht nun durch eine quere Oeffnung, an welcher sich ein lippenartiger elastischer Deckel befindet. Die Thierchen können also in diesem Gehäuse sich abschließen und sichern, und diejenigen Sippen, die nicht, wie Flustra und andere, mit einem besonderen Deckel ausgestattet sind, können die Querspalte durch Muskeln zusammenziehen. Die Kolonien unserer Flustra bilden blattartige, verzweigte Lappen, auf beiden Seiten aus einer Lage eng aneinander liegenden Individuen zusammengesetzt. Die Zellen verkalken, jedoch nicht stark, so daß sie im frischen Zustande elastisch und der ganze Stock sehr biegsam bleiben.

In wesentlich anderem Verhältnisse steht bei Tubulipora der einstülpbare Theil zum starren Zellentheil; die Mündung ist endständig und weit und geht ohne Verengung in das weiche Vorderende über. Die Sippe, eine von sehr vielen dieser Rundmündigen oder Cyclostomen, bildet mit ihren Stöcken schüsselförmige Inkrustationen mit strahlenförmiger Anordnung der [179] Individuen, wie die vergrößerte Hälfte Fig. a zeigt. In Fig. b finden wir einige noch mehr vergrößerte Zellen.

Die Systematiker haben sich veranlaßt gesehen, den, wie oben geschildert, beschaffenen Moosthieren noch einige Gattungen anzureihen, deren am meisten in die Augen fallendes Merkmal sei, daß die Afteröffnung innerhalb des Fühlerkranzes liege. Bei jenen nämlich, wie wir sahen, befindet sich die Mündung der Darmes unter der Fühlerkrone. Ich wähle gerade das bisher am wenigsten bekannte Thier, was man zu dieser Gruppe gezogen, da ich mich kürzlich genau mit ihm beschäftigt habe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 179-180.
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