Barbier

1. Barbieren und Huren muss man recht zahlen.Pistor., V, 67.


2. Der Barbier lernt das Schaben am Barte der Narren.

Engl.: A barber learneth to shave by shaving fools. (Bohn, 281.)


3. Der Barbier muss jung und der Doctor alt sein.

Holl.: Neem een' jongen barbier en een' ouden dokter. (Harrebomée, I, 32.)


[233] 4. Der Barbier muss nicht mit kaltem Wasser einseifen.

Wer eine Sache unternimmt, muss sie ordentlich vorbereiten; Uebereilung schadet.

It.: Aspetta barbiere, che l'acqua fia calda.


5. Der Barbier will mehr als den abgeschnittenen Bart.

It.: Del solo pelo non si contento il barbiero. (Pazzaglia, 268.)


6. Ein Barbier öffnete seine Baderstube: der erste, den er schor, war grindig.Burckhardt, 638.

Von einem unter ungünstigen Vorzeichen begonnenen Geschäft.


7. Ein Barbier schiert den andern.Winckler, VII, 97.

Frz.: Un barbier rase l'autre. (Lendroy, 104.)

Holl.: De eene barbier heelt den anderen geschooren. (Harrebomée, I, 31.)

Lat.: Tonsor tonsorem radit. (Bovill I, 11.)


8. Ein guter Barbier hat auch für den Bettler eine Binde.Sprichwörtergarten, 310.


9. Ein guter Barbier hat mehr als Ein Schermesser.

It.: Tristo è quel barbiere, che ha un sol rasojo. (Pazzaglia, 26.)


10. Ein guter Barbier muss auch den Armen verbinden.


11. Es ist ein schlechter Barbier, der nur einen Kamm hat.Winckler, XI, 69.


12. Es ist ein thörichter Barbier, der eine Ader schlägt und dann erst fragt, wie er sie verbinden soll.


13. Wer zu spät zum Barbier kommt, findet stumpfe Messer und schmuzige Tücher.

Vläm.: Die de Barbier al te laat komt bezoeken, die vind 'er botte messen, en vuile doeken.

14. Wer zum Barbier geht, bleibt nicht ungeschoren.

Holl.: Daar kom je wel kaal af, zei de vrouw tegen haar' man, en hij kwam van den barbier. (Harrebomée, I, 31.)


*15. Das ist allen Barbieren (und Triefäugigen) bekannt. (Altröm.)

Von einer allgemein bekannten Sache, weil ehemals in den Barbierstuben alle Schnaken und Gerüchte erzählt zu werden pflegten, die Triefäugigen u.s.w. aber bei den Barbieren waren, um geheilt zu werden.

Lat.: Notum lippis ac tonsoribus. (Erasm., 745.)


*16. Er ist wie mein Barbier, er ruht nicht eher, bis er Blut sieht.

Lat.: Radit usque ad cutem. (Sophokles.)


*17. Er wird den Barbier nicht mehr (oft) brauchen.


[234]

zu11.

It.: Tristo è quel barbiere che ha un sol pettine. (Bohn I, 128.)


18. Barbiere werden nicht so alt als Papageien, aber sie sprechen mehr.


19. Ein schlechter Barbier nimmt Haar und Haut.

Span.: El min barbero ni deja pelo ni cuero. (Bohn I, 220.)


20. Kein Barbier schert so rein, es wird für den andern noch zu bessern sein.

Engl.: One barber shaves not so close but another finds work. (Bohn II, 2.)


21. Man bezahlt den Barbier nicht, wenn man die Haare in seiner Bude lässt.Merx, 342.


22. Sachte Balbêrs geven stinkerge Wunden.


*23. Er hat's beim Barbier auf dem Fensterkopf gefunden. (Königsberg.)

D.h. gestohlen.


*24. Er will den Barbier mit dem abgeschnittenen Barte bezahlen.Wirth, I, 46.

So sagte jemand von einem, der mit Tinte und Papier, d.i. schriftlichen Versprechungen zahlen wollte.


*25. Hübsch gemach, Barbier, das Bartmesser ist heiss.

It.: Pian, barbiere, che l' acqua scotta. (Bohn I, 120.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Napoleon oder Die hundert Tage. Ein Drama in fünf Aufzügen

Napoleon oder Die hundert Tage. Ein Drama in fünf Aufzügen

In die Zeit zwischen dem ersten März 1815, als Napoleon aus Elba zurückkehrt, und der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni desselben Jahres konzentriert Grabbe das komplexe Wechselspiel zwischen Umbruch und Wiederherstellung, zwischen historischen Bedingungen und Konsequenzen. »Mit Napoleons Ende ward es mit der Welt, als wäre sie ein ausgelesenes Buch.« C.D.G.

138 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon