Abspänen

[110] Abspänen, verb. reg. act. welches in den gemeinen Mundarten so wohl in Ober- als Niederdeutschland üblich ist, so viel als entwöhnen bedeutet, und so wohl von Menschen als Thieren gebraucht wird. Niedersächsisch afspeinen, afspönen, speinen, spenen, spennen.

Anm. Das Stammwort ist das Angels. Spana, Schwed. Spona, Isl. Spini, Holl. Spene, Sponne, Alem. Spune, Spunne, welche so wohl die Brust an den Weibern der Menschen und Thiere, als auch die Milch bedeutet. In Österreich heißet die Spän und in Schwaben das Gespind noch jetzt die Milch. In Westphalen bedeutet Spunner, das Kuheiter, und in Dithmarsen Spön die Zitzen daran. Das Zeitwort spänen bedeutete ehedem eben so wohl säugen, als auch abspänen. d.i. abgewöhnen. Frisch bemerket ganz richtig, daß die erste und eigentliche Bedeutung dieses Wortes noch in dem Griech. σπαν, ziehen, aufbehalten wird. Für abspänen gebrauchen die Hochdeutschen von Kindern lieber abgewöhnen, und in noch edlerer Schreib- und Sprechart entwöhnen. Von Thieren, besonders von Kälbern, ist in Obersachsen und andern[110] Gegenden, abbinden, absetzen, abstoßen, und von Ferkeln, an einigen Orten auch abstecken üblich. S. auch Spanferkel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 110-111.
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