[142] Der Accênt, des -es, plur. die -e, von dem Lat. Accentus. 1) In der Sprachlehre, überhaupt die Abänderung der Stimme in der Aussprache der Wörter, Sylben und Vocale; ohne Plural. Allein da es mehrere Arten dieser Abänderung gibt, welche man ohne Unterschied Accent oder Ton zu nennen pflegt, so hat solches zu allen Zeiten vielen Verwirrungen in den Sprachlehren verursacht. Im Deutschen unterscheidet man die drey vornehmsten Abänderungen der Stimme durch die Nahmen Ton, Accent und Quantität oder Zeitmaß am richtigsten so. (a) Der Ton ist die merkliche Erhebung der Stimme, mit welcher eine Sylbe vor der andern ausgesprochen und dadurch gleichsam heraus gehoben wird. So wird in den Wörtern gehen, der Abfall, die erste, in verwesen und verlassen aber die mittelste Sylbe mit einer vorzüglichen Erhebung der Stimme vorgetragen. Das nennet man fast in allen Sprachen den Accent, im Deutschen aber am richtigsten den Ton. S. dieses Wort. (b) Der Accent ist alsdann die längere oder kürzere Verweilung der Stimme auf einem Vocale, und theilet sich folglich in den geschärften Accent, wenn die Stimme schnell über den Vocal wegeilet, wie in ab, ob, mit und den ersten Sylben der Wörter treffen, fallen, binden; und in den gedehnten, wenn die Stimme länger darauf verweilet, wie in da, gar, her und in den ersten Sylben der Wörter gehen, stehen, lieben. In verstehen haben die erste und letzte Sylbe den geschärften, die mittelste aber den gedehnten Accent. Daraus erhellet, daß der Accent mit dem Tone zwar oft zusammen trifft, aber nichts weniger als einerley mit demselben ist. Hiervon ist (c) noch die Quantität, das Zeitmaß, oder die prosodische Länge und Kürze der Sylben, unterschieden, welche im Deutschen zwar ganz von dem Tone abhängt, aber mit demselben wieder nicht einerley ist. Alles was den Haupt- oder ganzen Ton hat, ist in der Prosodie lang; was den halben oder Nebenton hat, ist gleichzeitig, d.i. es kann lang oder kurz gebraucht werden; was aber[142] tonlos ist, ist kurz. S. davon mit mehrern die Sprachlehre. 2) Das Zeichen des Accentes. Wo man Accent für Ton gebraucht, da pflegt man auch die Tonzeichen mit dem Nahmen der Accente zu belegen. Allein im Deutschen nennet man nur diejenigen Zeichen Accente oder Accent-Zeichen, womit man die Schärfung oder Dehnung eines Vocales bezeichnet, und welche (´) und (-) sind; z.B. dā, ab. Daher, accentuiren, die Sylben mit diesen Accent Zeichen versehen, in andern Sprachen aber, sie mit den gehörigen Tonzeichen versehen. 3) Bey einigen der neuern Dichter oft so viel, als die Stimme, Worte, Töne, wo es eine unnöthige Nachahmung des Franz. Accent ist, welches gleiche Bedeutung hat. Alsdann aber wird es nur im Plural gebraucht. Die Nachtigall schwieg und horchte die zärtlichen Accente, Ges#. 4) In der Musik, nach dem Ital. Accento, eine Art zu singen, oder zu spielen, da man, ehe die vorgeschriebene Note ausgedruckt wird, schon die darüber oder darunter stehende hören läßt, der Vorschlag.