Achse, die

[147] Die Achse, (sprich Akse) plur. die -n. 1) Eigentlich, dasjenige Querholz, auf welchem der Obertheil eines Wagens oder Karrens ruhet, und um welches sich die Räder bewegen. Die vordere Achse, oder Vorderachse, die hintere Achse, oder Hinterachse. In metonymischer Bedeutung auch wohl der Wagen selbst, doch nur in der R.A. etwas auf der Achse herzu führen, eine Waare auf der Achse kommen lassen, fortbringen, im Gegensatze der Fortbringung derselben zu Wasser. 2) In weiterer Bedeutung ein jeder langer, runder Körper, um welchen sich ein anderer herum drehet. Ingleichen, 3) in der Mathematik, eine jede gerade Linie, welche durch den Mittelpunct eines Körpers gehet oder gedacht wird. Daher die Erdachse, die Weltachse, die Achse des Thierkreises, die Sehachse u.s.f. In der höhern Geometrie führet diejenige Linie, welche alle gerade, innerhalb einer krummen parallel gezogene Linien, in zwey gleiche Theile theilet, und mit ihnen einen rechten Winkel macht, gleichfalls diesen Nahmen. 4) In der Anatomie, das dritte, oder vielmehr das zweyte Wirbelbein des Halses, weil das erste Wirbelbein sich auf demselben, wie um eine Achse drehet; Epitrophus.

Anm. Achse, Alem Ahsa, Angels. Eax, Nieders Asse, Dän Ay, Russ, Oss, Engl. Axel-tree, Schwed. Axel, Ital. Asse,[147] haben mit dem Lateinischen und Griechischen Axis und αξων einerley Ursprung. Es ist aus der Wurzel Ach, Ack, und der Ableitungssylbe -se gebildet, Ach -se, oder auch aus Achs und der Endsylbe -e. Aber welches der Stammbegriff ist, wird sich bey dem hohen Alter dieser Wörter wohl schwerlich entscheiden lassen. Wahrscheinlich ist es die lange, spitzige Gestalt, so daß es als ein Verwandter von Ecke, Age, (Niedersächsisch Achel,) Igel, dem Lat. Acus, und hundert andern dieser Art anzusehen ist. S. auch das folgende. Da in der Aussprache zwischen dem chs und x kein Unterschied ist, so wäre es in dieser Rücksicht gleichgültig, mit welchem Buchstaben man es schreibt. Im Hochdeutschen ist das ch am gebräuchlichsten und richtigsten, weil es den Bau des Wortes Ach -se unverstümmelt darstellt, welchen Axe nur verdunkeln würde; zumahl, da es mit dem Lat. axis zwar verwandt, aber nicht aus demselben entlehnet ist. Aber wenn es den Theil eines Wagens bedeutet, Achse, und wenn es von einen Weltkörper gebraucht wird, Axe schreiben zu wollen, ist eine Grille, indem solches bloße Abänderungen einer und eben derselben Bedeutung sind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 147-148.
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