Acker, der

[157] Der Acker, des -s, plur. die Äcker, Diminutivum Äckerchen, Oberdeutsch Äckerlein. 1) Ein gebauetes, zum Feldbaue urbar gemachtes Feld, wenn es gleich dieses Jahr nicht bestellet wird. Den Acker bestellen, zur Hervorbringung der Feldfrüchte geschickt machen. Den Acker düngen, pflügen, egen, zusäen oder besäen. Einen Acker aussaugen, ausmärgeln, durch Unterlassung des Düngens, oder durch Versagung der nöthigen Ruhe, entkräften. Figürlich, auch wohl zuweilen, was auf dem Acker wächst. Der ganze Acker ist verhagelt. Einen Acker abbrennen, die Stoppeln oder das Unkraut auf demselben anzünden.

2) Das Erdreich, der Boden eines solchen Ackers in Betrachtung seiner natürlichen Beschaffenheit; ohne Plural. Ein schwarzer Acker, fetter Acker, sandiger Acker, Lehmacker, Thonacker, guter Weizenacker u.s.f. Ich glaube, daß Herr Stosch in den Krit. Anm. S. 36 Recht hat, wenn er versichert, daß man das Wort in dieser Bedeutung von dem Boden eines Waldes, eines Gartens oder einer Wiese nie gebraucht.

3) Ein Flächenmaß, welches in einigen Gegenden nicht bloß von dem tragbaren Lände, sondern auch von Holzungen, Wiesen, Weinbergen und Teichen gebraucht wird, und überhaupt so viel Land begreift, als mit einem Pfluge in einem Tage umgepflüget werden kann, sonst aber von sehr verschiedener Größe ist. In Sachsen, wo man alles Land, es mag tragbares Feld, oder Wiese oder Waldung seyn, nach Äckern mißt, hält ein Acker 300 Quadrat-Ruthen, jede von # 1/2 Ellen und 2 Zoll Leipziger Maß. In Oberdeutschland bestimmt man nur das Maß der Felder und Wälder nach Äckern, das Maß der Wiesen aber nach Tagewerken. Allein in Österreich ist für Acker auch das Wort Joch, und Bifang,[157] und in der Schweiz die Benennung Juchart üblich. An manchen Orten ist Morgen und Acker einerley; in den meisten Gegenden aber sind sie verschieden. In Sachsen ist ein Morgen nur ein halber Acker.

Anm. 1. Dieses Wort ist sich in den meisten Europäischen und in vielen Morgenländischen Sprachen ähnlich geblieben. Zu den von Frisch und Wachter gesammelten Beyspielen kann man noch das Persische ackar setzen. Was dessen Abstammung betrifft, so könnte man theils auf das Morgenländische und besonders Arabische יכר, er hat gegraben, rathen, wovon auch das Hebräische אכר einer der die Erde umgräbt, herkommt, theils auf das alte Nordische und Isländische aka, fahren, davon akare, ein Fuhrmann. Beyde Begriffe werden sich zu dem Ackerbaue nicht übel schicken.

2. Feld und Acker werden im gemeinen Leben oft als gleich bedeutend angesehen, gemeiniglich aber genau unterschieden. Feld bedeutet ein tragbares Land, es mag gebauet werden oder nicht. Acker aber nur ein wirklich gebauetes Feld, wenn es gleich nicht alle Jahr bestellet wird. Auf diese Art sind die zusammen gesetzten Wörter Brachacker und Brachfeld, Sommerfeld und Sommeracker, Winterfeld und Winteracker, Weitzenfeld und Weitzenacker u.s.f. völlig gleich bedeutend.

3. Wenn Acker ein Feldmaß ist und ein bestimmtes Zahlwort vor sich hat, so wird Statt des Plurals der Singular gesetzt; z.B. zehen Acker Wiesen, funfzig Acker Feld, hundert Acker Wiesewachs. Man hat dieses tadeln wollen; aber nicht bedacht, daß mir sehr viele andere Nahmen haben, welche ein Maß, Gewicht und oft auch nur Zeit bedeuten, und mit bestimmten Zahlwörtern keinen Plural leiden, ohne Zweifel, weil Zahl, Maß, und Gewicht hier als bloße Materialia betrachtet werden, welche als solche niehmals eines Plurals fähig sind. S. mein Lehrgeb. Th 1, S. 377, 383.

4. Wenn Acker mit den Nahmen der Pflanzen zusammen gesetzet wird, so bezeichnet es theils solche Pflanzen, welche wild wachsen, im Gegensatze derjenigen Pflanzen gleiches Nahmens, welche nur in den Gärten fortkommen, theils solche, welche auf den Äckern angetroffen werden, im Gegensatze der Wasser-Wiesen- und Waldpflanzen gleicher Art. Andere Zusammensetzungen, z.B. Ackerarbeit, Ackerbestellung, Ackergeräth, Ackergeschirr, Äckerreich, u.s.f. sind leicht zu verstehen, daher sie im folgenden übergangen worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 157-158.
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