[198] † Die Alefanzerēy, plur. die -en, ein größten Theils veraltetes Wort, welches noch hin und wieder im gemeinen Leben für unwitzige Possen, alberne, ungereimte Handlungen gebraucht wird. Alefanz bedeutete ehedem in Oberdeutschland List, Verschlagenheit, besonders aber deren Anwendung zum Gewinn, wie Frisch mit verschiedenen Beyspielen beweiset, denen man noch folgende aus aus dem ehrlichen Hans Sachs beyfügen kann:
‒ Die Land und Leut beschweren,
Als Räuber, Landzwinger, Finantzer,
Aufsetzmacher und Alefanzer.
Ingleichen an einem andern Orte:
Mit Schinderey und Finanz,
Mit Wucher, Färkauf und Alifanz,
Wie auch:
Wie nimbt vber handt die Finanz,
Wie spitzig ist der Alefanz.
Woraus man siehet, daß Alefanz und Alefanzer damahls ungefähr das bedeutete, was man im Brandenburgischen unter König Fridrich Wilhelm einen Plusmacher und Plusmacherey nannte.
Anm. Frisch leitet dieses Wort von dem Ital. al avanzo ab; allein, wenn auch der Begriff der Verschlagenheit in Absicht auf seinen Vortheil der Stammbegriff wäre, so ist doch eine solche Bildung eines Wortes ganz wider alle Analogie. Ihre läßt es von dem Schwedischen fåne, närrisch, und dieß von dem veralteten Lat. fanus, welche ehedem für fatuus üblich war, abstammen, welches sehr weit gesucht ist, und doch die erste Hälfte des Wortes unerklärt läßt. Bey dem Ottfried findet sich ein Wort elibenzo, welches daselbst mit fremd verbunden wird:
Vuir zellent thir es ouch mer
Bist elibenzo fremider;
wo Schilter es durch einen Verbanneten erkläret; Diet. von Stade sehr albern durch ein einem Elephanten ähnliches Ungeheuer; Wachter aber richtiger, durch einen, der eine fremde ausländische Sprache spricht, von el, fremd, ( S. Elend, Albern,) und dem veralteten benzin, fanzen, reden, sprechen. Alefanz würde also fremdartig in Ansehung der Sprache, wie albern, in Ansehung[198] der Geberde und Tracht bedeuten, wovon denn der Begriff des Ungereimten und Thörichten eine Figur seyn könnte. Daß der Begriff der Verschlagenheit auf seinen Vortheil damit verbunden worden, rühret vielleicht daher, weil man selbigen durch Fremde und von Fremden kennen gelernet. S. auch Firlefanzerey.