Amarelle, die

[244] Die Amarếlle, plur. die -n. 1. Eine Art dunkelrother, großer saurer Kirschen, welche kurze Stiele haben, von einem angenehmen Geschmacke sind, und im Österreichen Spanische Weichseln heißen. Eben daselbst werden die großen, hellrothen, runden, säuerlichen Kirschen, an langen und dünnen Stielen, Amarellen, in andern Gegenden Amorellen, Marillen, Marellen und Ammern genannt. In Meißen unterscheidet man beyde Arten durch die Nahmen schwarze und rothe Ammern. Einige belegen auch die Herzkirschen, und andere die so genannten Rheinischen Kirschen mit diesem Nahmen, welches aber wohl nur ein Mißbrauch desselben ist. Der Nahme ist zunächst aus dem Italiänischen Amarino, Amarella, welches aus Cerasum Armeniacum zusammen gezogen seyn soll, weil diese Kirschen zuerst aus Armenien gekommen sind. Henisch hat Amelbeer und setzt dazu Cerasum Julianum. In einer Urkunde von 1300 beym du Fresne wird Amarina schon von einer Art säuerlicher Kirschen gebraucht, und in einem 1501 zu Rom gedruckten Deutschen und Italiänischen Vocabulario heißt es: Cerase, Kyrsen, la marasche, die Wichlen (Weichseln) le verte, die Ambreln.

2. Eine Art kleiner gelber Aprikosen, welche nicht so schmackhaft ist, als die übrigen Arten, und auch Marille genannt wird; obgleich andere alle Aprikosen überhaupt Marellen, Marillen, Morillen, die Schweizer aber Barillen nennen. Auch hier soll der Nahme so viel als Malum Armeniacum seyn. Henisch erkläret Amarelle durch frühzeitige kleine Pfirsichen, Pruna Armeniaca, welche schon um St. Johannis reif werden, und daher auch St. Johannis-Pfirsiche heißen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 244.
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