Anbethen

[269] Anbêthen, verb. reg. act. 1) * Sein Gebeth an jemanden richten, mit der vierten Endung des Substantives, einen anbethen; eine jetzt veraltete Bedeutung, wofür anrufen üblicher ist. 2) In engerm Verstande, göttlich verehren, indem eines der wesentlichsten Stücke der Verehrung in dem Gebethe bestehet. Gott anbethen. Falsche Götter anbethen. Das es denn zuweilen auch absolute gebraucht wird. Flüche erschallen an dem Fuße der entweiheten Altäre, wo die Ehrfurcht auf ihrem Anlitze anbethete, Dusch. 3) Figürlich, sehr verehren, sehr lieben, sehr hoch schätzen. Besonders unter Verliebten, die in ihrer Begeisterung den geliebten Gegenstand anzubethen vorgeben. Daher anbethenswerth, anbethungswürdig, in den beyden letzten Bedeutungen.

Anm. Anbeten findet sich schon bey dem Ottfried und Notker, und kommt mit dem Latein. adorare der mittlern Zeiten überein. Die ältern Fränkischen und Alemannischen Schriftsteller gebrauchen dafür auch das einfache beten in eben derselben Bedeutung. Joh mih beton wolles, und mich anbethen wolltest, heißt es bey dem Ottfried.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 269.
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