Anfang, der

[289] Der Anfang, des -es, plur. doch nur selten, die -fänge, von dem folgenden Verbo anfangen, das Erste, so wohl der Zeit und dem Orte nach, als auch dem Entstehen einer Sache nach. 1) Der Zeit nach. Der Anfang des Jahres, des Tages, des Abends, des Frühlinges. Ich habe ihn erst zu Anfange, oder um den Anfang des gegenwärtigen Jahres gesehen. Mit dem Anfange der künftigen Woche will ich zu dir kommen. Gegen den Anfang des folgenden Monathes hoffe ich ihn zu sprechen. Sie gefiel mir gleich im Anfange, oder vom Anfange an, da ich sie zum ersten Mahle sahe. 2) Dem Orte nach, das Vorderste einer Sache. Der Anfang eines Buches, des Weges, des Waldes. Ein Buch von Anfang bis zum Ende durchlesen. Dieß ist der Anfang meines Ackers; hier nimmt mein Acker seinen Anfang. Von diesem Steine an nimmt meines Nachbars Acker seinen Anfang. 3) Die Gelangung zur Wirklichkeit, so wohl in der thätigen als leidentlichen Bedeutung des Verbi. Der Anfang eines Schauspieles, einer Handlung, des Krieges, eines Streites. Seinen Anfang nehmen. Den Anfang mit etwas machen. Den Anfang mit Lesen, Tanzen, Singen machen. Sprichw. Aller Anfang ist schwer. Anfang ist kein Meisterstück.

Anm. Der Plural ist von diesem Worte ein wenig ungewöhnlich, obgleich nicht ganz unerhört. Die Anfänge der apostolischen Briefe. Die Reden sind die ersten Anfänge der Thaten, Less. Aber Anfänge für Anfangsgründe, ist eine unnöthige Nachahmung des Französischen Commencemens. Wenn die adverbischen Redensarten vom Anfange, zu Anfange, und im Anfange nicht den Anfang einer gewissen bestimmten Zeit andeuten sollen, so gebraucht man dafür lieber die Nebenwörter anfänglich und anfangs. Anauanch kommt schon bey dem Notker vor; indessen bedienten sich die Alten fast eben so oft der Haupwörter Anakin und Anageng. S. Beginnen und Angehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 289.
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