Angeben

[298] Angêben, verb. irreg. (S. Geben,) Es ist:

I. Ein Neutrum mit haben, den Anfang mit Geben machen, zuerst geben, und zwar besonders in dem Kartenspiele. Ich habe angegeben. Wer gibt an?

II. Ein Activum. 1) Auf Abschlag geben, daran geben. Er hat mir erst fünf Thaler angegeben, wofür man doch richtiger, daran geben, oder auf Abschlag geben, gebraucht. 2) Eine Waare Statt eines Theiles des baren Geldes geben. Er hat mir Getreide mit angegeben. 3) Umständlich, stückweise anzeigen. Sein Vermögen angeben. Er soll angeben, wie viel Häuser er hat. Er weiß die Titel von allen Büchern auf das genaueste anzugeben. Zur Ursache gab man dieses an. Grund von etwas angeben. Ich kann den wahren Verfasser hiervon nicht angeben. 4) In der Musik, den Ton angeben, anstimmen. Den Tact angeben, andeuten, bestimmen. Das schwere Thema, welches die Instrumente angaben. Catull gibt dir den Klang der Römischen Lieder an, Kästn. 5) Den Entwurf zu etwas machen, zuweilen auch Mittel zur Erreichung eines Endzweckes anzeigen. Ein Gebäude, einen Garten, eine Zeichnung angeben. Einem eine Sache angeben. Ich habe es auf sein Angeben gethan. Er weiß eine Sache geschickt anzugeben.


Schlau war er, listig und verschlagen,

Und gab nicht leicht was alberns an,

Bernhardi.


6) Sich angeben, sich nahmentlich darstellen, so wohl zeigen, daß man gegenwärtig sey, als auch sich zu etwas anbiethen. Sich bey Gerichte angeben, sich melden, zeigen, daß man da sey. Der Mörder hat sich selbst angegeben, hat sich selbst als den Mörder angezeiget und dargestellet. Es gibt sich ein Käufer an. Es hat sich niemand angegeben, der es übernehmen wollte. 7) Ein Vergehen und dessen Urheber aus übler Absicht bey einem Vorgesetzten anzeigen. Einen bey der Obrigkeit angeben. Einen Dieb angeben. Einen begangenen Unterschleif angeben. Da angeben in dieser Bedeutung die üble Absicht dem Angegebenen zu schaden, mit sich führet, so hat es dadurch einen gehässigen Nebenbegriff bekommen, der es von dem Zeitworte anklagen unterscheidet. 8) Aufhören sich mit einer Sache zu beschäftigen, wie aufgeben. Das Studiren angeben. Ein Handwerk angeben. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen selten, ob es gleich in derselben im Oberdeutschen und Niedersächsischen häufig vorkommt.

Das Substantiv die Angebung, wird, obgleich nicht gar zu häufig, von der Handlung des Angebens in den eigentlichen Bedeutungen des Verbi gebraucht. S. auch Angabe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 298.
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