Anlassen (1)

[331] 1. Anlassen, verb. irreg. act. (S. Lassen,) welches in seinen meisten Bedeutungen sehr elliptisch ist, und ein anderes Verbum voraus setzet. Es wird gebraucht,

1. In eigentlicher Bedeutung, für anbehalten lassen. Ich will ihm den Rock immer anlassen. Für anlaufen lassen, d.i. anhetzen. Einen Hund anlassen, auf etwas anlassen. Ingleichen, das Wasser eines Teiches anlassen, anlaufen lassen, und dann auch metonymisch, einen Teich anlassen, mit Wasser anfüllen. Für angehen lassen, d.i. anfangen lassen zu gehen. So bedeutet in den Schmelzhütten, die Bälge anlassen, oder nur schlechthin, anlassen, so viel als anfangen zu schmelzen, im Gegensatze des Ablassens. In einem andern Verstande ist anlassen bey den Metallarbeitern so viel als glühen und dadurch wieder geschmeidig machen.

2. In figürlicher Bedeutung. Einen übel anlassen, ihn mit harten Worten empfangen, ihm einen harten Verweis geben, ihn anfahren. So zornig wollen sie ihn anlassen? Gell. Hart mit Worten angelassen werden. Die Figur ist in dieser Bedeutung ein wenig dunkel.

Anm. Frisch hat von diesem Verbo das Adjectiv anlässig, anlässige Worte, welche Streit veranlassen können; allein es muß dieses Wort entweder veraltet, oder nur in einigen Gegenden üblich seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 331.
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