[356] Anschießen, verb. irreg. (S. Schießen,) welches in doppelter Gestalt üblich ist.
I. Als ein Activum, da es denn, so wie das einfache schießen, auf verschiedene Art gebraucht wird. 1) Durch einen Schuß verwunden. Einen Hirsch, ein wildes Schwein, einen Vogel anschießen, wofür aber die Jäger lieber anschweißen sagen. Im gemeinen Leben, und im vertraulichen Scherze, wird dieses Wort auch in figürlicher Bedeutung gebraucht, und da bedeutet angeschossen seyn theils verliebt seyn, theils einen leichten Rausch haben, theils aber auch das seyn, was man sonst auch einen Hasenfuß nennet, d.i. einen Ansatz zur lustigen Narrheit haben. 2) Ein Gewehr anschießen, zum ersten Mahle daraus schießen. 3) Eine Sache mit der andern verbinden, doch nur als ein Kunstwort in einigen einzelnen Fällen. So bedeutet ein Gebäude an das andere anschießen, so viel als es anbauen. Den Ärmel an den Rock anschießen, ist bey den Schneidern so viel als annähen, und bey den Bäckern wird ein Brot an das andere angeschossen, wenn es so in den Ofen geschoben wird, daß es das andere berühret.
II. Als ein Neutrum, welches mit dem Hülfsworte seyn verbunden wird. 1) Heran schießen, sich plötzlich nähern. Das Wasser schießt an, läuft schnell heran. Die Fluth kam überaus schnell angeschossen. Ingleichen von Menschen. Er kam wie ein Pfeil angeschossen, heran gerannt. 2) Im Schießen, d.i. schnellen Laufe, an etwas anstoßen. Er ist an die Mauer angeschossen. Er schoß an den Baum an. 3) Angrenzen, anstoßen. Das Feld, der Acker schießt an den Weg an. 4) In die Höhe schießen, besonders in der Scheidekunst, von den Salzen und andern Krystallen, sich krystallisiren. Das Salz ist bereits angeschossen. Die Sohle zu Krystallen anschießen lassen. In den Salzwerken nennet man auch das Aufquellen des Salzes von der an sich gezogenen Luft anschießen.