[379] Ánstếchen, verb. irreg. act. S. Stechen.
1. An etwas stechen, in die Seitenfläche einer Sache stechen; und zwar,
1) In eigentlicher Bedeutung. Das Pferd anstechen, mit den Spornen. Die Ochsen anstechen, mit der Stachel.
Wie wenn im Wettelaufen
Sich einer ganz bemüht, vor dem gemeinen Haufen
Zu treffen auf den Zweck, sticht seinen Klepper an,
Opitz.
In dieser eigentlichen Bedeutung ist es, wenigstens im Hochdeutschen, wenig gebräuchlich. Im Oberdeutschen sagt man dafür auch anstacheln, anstochern, anstupfen, und im Niedersächsischen anpricken und anprickeln.
2) In weiterer Bedeutung, doch nur mit dem Zeitworte kommen, und im gemeinen Leben. Angestochen kommen, nach dem Niedersächsischen anstakern kamen, d.i. wie es in dem Brem. Nieders. Wörterbuche erkläret wird, mit langen dürren Beinen als auf Staken, d.i. Stangen, einher treten. Da kommt er angestochen. Ingleichen für kommen schlechthin, doch in verächtlicher Bedeutung. Das Blättchen schoß mir gleich, da sie[379] angestochen kam. In noch weiterer Bedeutung, komm mir damit nicht angestochen, rede mir davon nicht.
3) Figürlich, mit anzüglichen Worten auf jemanden zielen, gleichfalls nur im gemeinen Leben. Einen anstechen. Einen mit Worten anstechen.
Lindus ward einst im Gelag oft mit Worten angestochen,
Logau.
2. Anfangen zu stechen, und in weiterer Bedeutung, anfangen, von etwas zu nehmen. Ein Faß, ein Gefäß Butter anstechen, weil solches vermittelst eines Stiches geschiehet. Auf gleiche Art sagt man auch im gemeinen Leben, einen Haufen Korn, ein Holz- Kohlen- oder Heuschiff, einen Korb mit Seefischen, eine Tonne Häringe anstechen, wenn solches gleich nicht vermittelst eines Stiches geschiehet. Angestochen seyn, figürlich, einen Rausch haben, welcher Gebrauch aber auch eine Figur der ersten Bedeutung seyn kann.
Daher die Anstechung, welches in allen Bedeutungen des Verbi gebraucht werden kann.