Antreffen

[395] Antrêffen, verb. irreg. act. S. Treffen, an einen oder etwas treffen, auf seinem Wege an etwas gerathen. 1) Eigentlich, durch einen Zufall finden, vornehmlich von Gegenständen von einiger Größe. Ich habe ihn auf dem Wege angetroffen. Er läßt sich nirgends antreffen. Du wirst ihn zu Hause antreffen. Er läßt sich heute zu Hause antreffen, er befindet sich heute zu Hause. Ich habe ihn auf frischer That angetroffen. Wir haben kein Wild im Walde angetroffen. Ich wünschte das Haus in dieser Straße anzutreffen. Ich traf ihn schlafend an, gleich zwischen diesen Bäumen, Gell. Ich habe in diesem Lande eine große Wüsteney angetroffen. Der Nebenbegriff so wohl des Zufalles, als auch der Größe der gefundenen Sache, liegt in dem Worte treffen. Wird antreffen oft und ohne Tadel in solchen Fällen gebraucht, wo ein Suchen vorher gegangen ist, z.B. ich habe ihn lange gesucht, endlich traf ich ihn auf der Gasse an: so rühret solches daher, weil auch dabey ein Zufall angenommen werden kann und muß. Nur von kleinen Gegenständen wird antreffen, so viel ich weiß, nie gebraucht. So sagt man nicht, eine Stecknadel, einen Beutel mit Geld u.s.f. antreffen, sondern finden, so groß auch der Zufall dabey seyn mag. 2) * Figürlich, für betreffen, oder anlangen. Das Verboth trifft alle andere an, aber dich nicht, Stücke in Esth. 4, 8. Es trifft Leib und Leben an. Es trifft nur wenige Groschen an. Diese Bedeutung, welche in Oberdeutschland noch gänge und gebe ist, ist im Hochdeutschen größten Theils veraltet, wo man in diesem Falle lieber betreffen oder angehen gebraucht; S. dieses Wort.

Daher die Antreffung in der ersten eigentlichen Bedeutung des Verbi.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 395.
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