[399] Anwachsen, verb. irreg. neutr. welches das Hülfswort seyn zu sich nimmt, S. Wachsen. 1) Im Wachsen mit etwas verbunden werden, mit etwas zusammen wachsen. Die Rinde ist wieder an den Baum angewachsen. Angewachsen, oder im Leibe angewachsen seyn, sagt man im gemeinen Leben von einem, dem die Lunge an den Rücken angewachsen ist. Auch nennet man die Pferde angewachsen, wenn sie mager bleiben, und man zu beyden Seiten des Bauches einen Nerven fühlet, der von dem Geschröte an bis gegen die Rippen gehet; welche Krankheit eigentlich in einer Abmattung bestehet. In weiterer Bedeutung nennet man oft Dinge angewachsen, welche mit ihren Seitenflächen genau zusammen hangen, wenn solches gleich bloß von einem dazu gekommenen fremden Verbindungsmittel herrühret.
2) Heran wachsen, und zwar, (1) der körperlichen Ausdehnung nach. Die Bäume, die Kinder wachsen allmählich an, welcher Gebrauch doch mehr Oberdeutsch ist. Das Unkraut wächst sehr an, breitet sich aus. Der Fluß, das Wasser wächst an, schwillt auf. Das Land wächst an, wird durch angeflößtes neues Erdreich vergrößert. Das Buch ist schon bis auf zehn Bände angewachsen.
(2) Der Zahl nach. Die Schulden wachsen täglich an. Die Zinsen sind schon sehr hoch angewachsen. (3) Der innern Stärke nach. Die Krankheit, das Übel wächst täglich an. Seine Betrübniß wächst immer mehr an. Sein Glück, sein Ansehen wuchs täglich an. Auch dieser Gebrauch ist im Oberdeutschen häufiger als im Hochdeutschen.