Außen

[644] Außen, ein Umstandswort des Ortes, welches auf gedoppelte Art gebraucht wird.

1. Für sich allein, für draußen. Man hat mich außen vor dem Zimmer beunruhiget. Die Fremden bleiben außen vor der Stadt. Außen am Garten mußte ein kleiner Bach eine grasreiche Wiese durchschlängeln, Gesn. Welcher Gebrauch doch der Sprache des täglichen Umganges angemessener ist, als der anständigern Schreibart. Nicht viel besser ist der Gebrauch mit Verbis, wo es bloß das verlängerte aus, foris, ist: außen bleiben, außen stehen, außen lassen, für ausbleiben, ausstehen, auslassen; welche Form besonders im Oberdeutschen, wo man ohnehin die Verlängerungen aller Art liebt, sehr häufig ist. Erträglicher ist es in der Zusammensetzung mit einigen Substantiven. S. die folgenden, welche aber gleichfalls Überbleibsel der Oberdeutschen Mundart sind, und daher nicht nach Willkür mit neuen vermehret werden dürfen. So würde z.B. Außenreue, eine verstellte Reue, Außenglanz, ein Glanz von außen, nicht allein dunkel, sondern auch wider die Analogie des neuern Hochdeutschen seyn. Selbst von den bereits gangbaren sind die meisten nur im gemeinen Leben üblich, daher man sie in der edlern Schreibart lieber umschreibet, der äußere Schein, für Außenschein.

2. Mit der Präposition von, in welcher Gestalt es im Hochdeutschen an üblichsten ist. 1) Eine Bewegung von einem äußern Orte her anzudeuten; im Gegensatze des von innen. Der Geruch kommt von außen, aus der außer dem Hause oder dem Zimmer befindlichen Luft. Den Athem von außen an sich ziehen. Was kann uns nicht alles schädlich seyn? Von außen die Welt, die Menschen, die Zufälle, von innen unsere Begierden. 2) Den Sitz einer Handlung an der äußern Fläche eines Körpers zu bezeichnen, im Gegensatze dessen, was inwendig geschiehet, oder des von innen. Von außen scheint er fromm.[644] Unter einem demüthigen Scheine von außen verbirgt er die schwärzeste Bosheit.

Anm. Es ist von aus und der Ableitungssylbe en zusammen gesetzet, welche letztere hier so viel als an bedeuten kann, wie aus der alten Schreibart uzzana, uzan, bey dem Kero und Ottfried, und utan im Angelsächsischen, erhellet. Allein das uzzana der Alten wurde auch für außer und sondern gebraucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 644-645.
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