Auerochs, der

[467] Der Auerochs, des -en, plur. die -en, eine Art großer wilder Ochsen, von brauner und schwarzer Farbe, mit buckeligem Rücken und zotigen Halse und Schultern, von welchen unser zahmer Stier abstammet. Fämin. die Auerkuh, ein Junges das Auerkalb. In manchen Gegenden wird er noch Urochs genannt. In Sachsen wurden ehedem an der Großenhainer Straße dergleichen wilde Ochsen in dem Auerhause aufbehalten, welche ihren eigenen Auerwärter hatten.

Anm. Die Römer kannten dieses Thier nur durch ihre Nachbarn die Gallier und südlichen Deutschen, entlehneten auch von ihnen dessen Nahmen. Uri enim Gallica vox est, qua feri boves significantur, sagt daher Macrobius Saturnal. B. 6, Kap. 4. Als Deutschland noch voller Wälder war, hatte es auch einen Überfluß an Auerochsen. Diejenigen, welche sich damahls in dem Harzwalde aufhielten, beschreibt Aimonius Histor. Franc. B. 1, Kap. 1. sehr fürchterlich, und der Mönch von St. Gallen versichert B. 2, Kap. 11. daß sich Carl der Große oft mit der Auerochsenjagd belustiget habe. Als Deutschland mehr bevölkert wurde, haben sich diese Thiere, so wie viele andere, verloren. Jetzt trifft man sie noch in Pohlen und Preußen, in dem letztern Lande aber nur noch sehr sparsam an. Im Pohlnischen heißt dieses Thier Tur, Thuri, ohne Zweifel von dem alten thor, groß, davon auch Taurus abstammet, S. Chor; daher man muthmaßen könnte, daß auch Ur und das spätere Oberdeutsche Auer eine gleiche Bedeutung gehabt, S. Ur. Die Schweizer nennen nach Schilters Versicherung noch jetzt einen jeden Ochsen einen Uren. Im Englischen heißt der Auerochs, Ureox, und Owre. S. auch Bison und Büffel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 467.
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