Auferstehen

[485] Auferstehen, verb. irreg. neutr. (S. Stehen,) welches das Hülfswort seyn erfordert. 1) * Aufstehen, in der eigentlichsten Bedeutung, wie man von dem Stuhle aufstehet. In dieser Bedeutung kommt das oben schon angeführte ufirstuant si snello, und erstuant er uf snello, bey dem Ottfried vor. 2) * Figürlich, sich erheben, zum Vorscheine kommen.


Vom grundt (des Meeres)

Ein heftiges Wetter auferstundt,

Theuerd. Kap. 32.


Als ein Unwillen auferstanden ist, in einer Österreichischen Urkunde von 1440.


Man sagt, es sey in Deutschen Landen

Gar ein böses Volk auferstanden,

Hans Sachs.


Beyde Bedeutungen sind im Hochdeutschen völlig veraltet, wo dieses Wort nur noch, 3) im theologischen Verstande, für aufstehen von den Todten, aus dem Grabe hervor gehen, üblich ist; aber nur in den oben in der Anmerk. 5. zu Auferbauen angeführten Fällen. Als Christus auferstand, oder von den Todten auferstand. Auch wir werden auferstehen, oder von den Todten auferstehen. Sie sind bereits auferstanden. Christus[485] stand am dritten Tage auf, oder erstand am dritten Tage von den Todten, nicht auferstand.

Anm. Oben ist schon angemerket worden, daß ufston und irston bey dem Ottfried und seinen Zeitgenossen in der dritten theologischen Bedeutung eben so oft vorkommen, als auferstehen. Für dieses letztere gebraucht Ottfried auch auserstehen, uz fon themo grabe irstuant, B. 5, Kap. 9, 2, und Ulphilas usstandan. Erstehen ist auch noch heut zu Tage in diesem Verstande nicht ungewöhnlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 485-486.
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