Aufthun

[546] Aufthun, verb. irreg. act. S. Thun. 1) Hinauf thun, oder legen, im gemeinen Leben. Besonders wird es in dieser Bedeutung in den Blaufarbenwerken gebraucht.

2) Öffnen, doch nur in einigen Fällen, wo man diesen Begriff ganz allgemein, ohne nähere Bestimmung der Art und Weise auszudrucken für gut findet. Die Thür aufthun, wofür doch aufmachen üblicher ist. Das Buch aufthun, besser aufschlagen oder öffnen. Die Ohren aufthun, für hören, und den Mund aufthun, für sprechen, sind niedrig; das Maul aufthun, in der letzten Bedeutung, ist zugleich verächtlich. Die Augen aufthun, für aufmerksam sehen, gehöret gleichfalls in die Sprache des gemeinen Lebens; doch sagt man auch in der anständigern Sprechart figürlich: Das Unglück hat mir die Augen aufgethan, obgleich auch hier öffnen edler seyn würde. Ein Faß Bier, Wein etc. aufthun, im gemeinen Leben, es anzapfen, anfangen davon zu verkaufen. Die abgeernteten Felder aufthun, Erlaubniß geben, sie mit dem Vieh betreiben zu lassen. Am häufigsten gebraucht man dieses Wort noch als ein Reciprocum. Die Blumen thun sich auf. Die Erde that sich unter mir auf. Der Himmel thut sich auf. Das Gestein hat sich aufgethan, in den Bergwerken, es hat sich von dem festern Gesteine abgelöset.

Anm. Bey dem Ottfried findet sich für dieses Wort induan, d.i. entthun, und der noch ältere Kero druckt, den Mund aufthun, durch intlohhan mund, den Mund entlochen, aus.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 546.
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