Augenbraune, die

[562] Die Augenbraune, plur. die -n, der haarige Rand über der Augenhöhle. Die letzte Hälfte dieses Wortes wird auf verschiedene Art geschrieben und gesprochen. Die Oberdeutschen sagen Augenbramen, und einige andere Gegenden Augenbrauen. Bram, Braun, und Brau bedeuteten in den alten Deutschen Mundarten einen Rand. S. Brame. Brau erkläret Henisch noch ausdrücklich durch Rand, Umkreis, und das Nordische Brun, Bryn, das Engl. Brow und Holländ. Brawe sind in dieser Bedeutung bekannt genug. Bey dem Raban Maurus heißen die Augenbraunen Windbrauua, womit das heutige Niedersächsische Wienbraan, oder Wiembraan und das Fränkische Windbrauen überein kommt. In den Gloss. Florent. kommt in dieser Bedeutung Ubarbrawe, im Angelsächsischen Oferbrow, und in dem 1483 zu Augsburg gedruckten Buche der Natur Überpraen vor; denn durch Augprauen werden in dem letztern die Augenlieder und Augenwimpern verstanden, welche in den mittlern Zeiten mehrmahls diesen Nahmen führen, weil sie gleichfalls einen Rand des Auges ausmachen. Das Angelsächsische Braewe, das Brauuo bey dem Notker, und das Schwedische Ogon bryn haben gleichfalls beyde Bedeutungen. Die Augenbrün der Morgenröthe, Hiob. 3, 9, sind auch nichts anders als die Augenlieder. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt auch das einfache der Bran und Bra für Augenbraune vor. So singt z.B. Markgraf Heinrich von Meißen:


Ir brune bra ir ougen klar.


Pranapzen ist ein sonst unbekanntes Wort, welches aber um das Jahr 1400 in der Schwäbischen Mundart für Augenbraunen, oder vielmehr für Augenlieder vorkommt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 562.
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