Büchse, die

[1240] Die Büchse, plur. die -n, Diminutivum das Büchschen, Oberdeutsch das Büchslein. 1) Ein jedes hölzernes, beinernes oder metallenes cylindrisches Gefäß, welches von seinem Gebrauche verschiedene zusammen gesetzte Nahmen bekommt. Daher die Apothekerbüchse, Balsambüchse, Geldbüchse, Sparbüchse u.s.f. Besonders eine Geldbüchse. Die Büchse in seiner Verwahrung haben. In die Büchse blasen müssen, Strafe geben müssen, eine niedrige Figur, welche Frisch von den Taschenspielern herleitet, welche die Unwissenden in eine mit Kohlenstaube angefüllte Büchse blasen ließen. Die Niedersachsen sagen statt dessen: in die goldene Büchse gucken müssen. Bey dem Matthesius bedeutet in das Büchslein blasen so viel als sich schminken. In Regensburg ist die Büchse ein halbes Schaff, oder 16 Regensb. Metzen. 2) In enger Bedeutung, eine Büchse zum Schießen, eine Art eines Feuergewehres, weil es anfänglich mehr Ähnlichkeit mit einer eigentlichen Büchse hatte, als jetzt. Im Theuerdanke kommt Büchse von einer Kanone vor. S. auch Donnerbüchse und Büchsenmeister. Nachmahls nannte man nur die kleinern Feuergewehre Büchsen; daher büchsen noch überhaupt für schießen gebraucht wird. S. auch die Zusammensetzungen Büchsenmacher, Büchsenschäfter u.s.f. Heut zu Tage aber beleget man mit diesem Nahmen nur diejenigen langen Feuergewehre, welche einen gezogenen Lauf haben, im Gegensatze der Flinten. Eine Kügelbüchse, Schrotbüchse, Bürschbüchse, Windbüchse u.s.f. 3) In weiterer Bedeutung, verschiedene hohle Körper, welche keine eigentlichen Gefäße sind; doch nur in einigen Fällen, als ein Kunstwort. So werden die breiten eisernen Ringe, welche vorn und hinten inwendig in die Radenaben geschlagen werden, und mit zwey Ohren oder Widerhaken versehen sind, Büchsen genannt. Eben diesen Nahmen führen auch ähnliche Ringe in den hölzernen Röhren der Wasserleitungen, wodurch zwey Röhren mit einander verbunden werden. Das viereckte Holz an den Buchdruckerpressen, wodurch die Spindel gehet, heißt eben so wohl eine Büchse, als die Vertiefung, worin der Zapfen einer Welle geht, welche letztere auch die Pfanne genannt wird. Daß auch enge Beinkleider in Niedersachsen Büchsen genennet werden, ist schon bey dem Worte Bruch angemerket worden.

Anm. Im Niedersächsischen lautet dieses Wort Büsse, Büspe, im Angels. und Engl. Box, im Ital. Bosio, im Schwed. Byssa, im Dän. Bosse, im Böhmischen Pusska, im Pohlnischen Buszka,[1240] im Latein. Pyxis, im Griech. πυξις. Es scheinet eine Ableitung von Bug, Bak, Buk zu seyn, welches fast in allen Japhetischen Mundarten ein hohles oder vertieftes Gefäß von aller Art bedeutet, und vermuthlich von biegen abstammet. So fern eine Büchse ehedem aus einem zusammen gebogenen Holze oder Metalle verfertiget worden, ließe es sich auch unmittelbar von biegen ableiten. Das Angels. Pocca, Pochha, Poha, im Engl. Pocket, Poke, Pouch, Bag, im Franz. Poche, eine Tasche, Ficke, das Franz. Boisseau, ein Schäffel, Boussole, die Magnetbüchse der Schiffer, und tausend andere Wörter in allen Europäischen Sprachen gehören gleichfalls hierher.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1240-1241.
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