Bēyfūß, der

[982] Der Bēyfūß, des -es, plur. car. eine Pflanze, mit verwachsenen Staubbeuteln, fruchtbaren Zwittern und fruchtbaren Weibchen, einem fast nackenden Boden, ohne Samenkrone, welche in Europa wild wächset; Artemisia, L. besonders dessen A. vulgaris,[982] welche auch Aschenpflanze, Kreuzpflanze, Mutterkraut, Lungenblume und Rheinfarn genannt wird.

Anm. Frisch hält Beyfuß für ein aus dem Griechischen εφεσια verderbtes Wort. Allein es scheinet vielmehr, daß der Deutsche Nahme eine Anspielung auf einen alten Aberglauben sey, da man sich einbildete, wer diese Pflanze bey sich trage, könne im Gehen nicht müde werden. Wer den beyfuß bey im treyt wenn er wandert der wird nit müde, heißt es in Schöffers Garten der Gesundheit, der gegen das Ende des 15ten Jahrhundertes gedruckt worden. Um das Jahr 1479 findet man diesen Nahmen im Schwaben Peypos, einige Jahre später aber Peifos geschrieben. Weil man dieses Kraut noch zu andern Arten des Aberglaubens gebrauchte, wozu es besonders in der Johannis-Nacht gegraben werden mußte, so hat es auch die Nahmen Johannis-Kraut, Johannis-Gürtel, Gürtelkraut bekommen. S. Johannis Kraut. Um Bremen wird es Muggert, im Dänischen Bynke, im Norwegischen Buegräs genannt. Die Nahmen Buk, Buckeln, Puggel, und Himmelkar, sind in einigen gemeinen Mundarten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes gleichfalls üblich. Die alten Gallier nannten diese Pflanze, dem Marcellus Empyricus zu Folge, Bricumus.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 982-983.
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