Bach, der

[678] Der Bách, des -es, plur. die Bäche, Diminutivum das Bächlein, ein fließendes Wasser, welches kleiner ist, als ein Fluß. Nahe Bäche lispelten durch das Gras oder rauschten in kleinen Fällen sanft in das Getöse, Geßn. Im gemeinen Leben einiger Gegenden bedeutet Bach ohne Artikel Röhrwasser, im Gegensatze des Brunnenwassers. Es ist Bach, Röhrwasser.

Anm. 1. Dieser Ausdruck ist ein allgemeiner Nahme eines jeden fließenden Wassers von geringerer Größe, es mag nun aus seiner eigenen Quelle beständig fließen, oder nur von dem Regen- oder Schneewasser zu gewissen Zeiten entstehen. Die letztern pflegt man auch Gießbäche, Feldbäche und Regenbäche zu nennen. Die meisten Bäche im gelobten Lande waren von dieser Art, daher das Wort Bach in Luthers Bibel oft auch das Bett eines solchen Regenbaches bedeutet, welches nur zu gewissen Zeiten mit Wasser angefüllet war. Dagegen Wasserbach Ps. 1. einen Bach bezeichnet, welcher beständig mit Wasser angefüllet ist. In Niedersachsen unterscheidet man auch die Bäche nach Maßgebung ihrer Größe durch besondere Nahmen. Ein kleiner Bach heißt daselbst Rihe, welches mit dem Gothischen Richa, dem Angelsächsischen Riw, und dem Lateinischen Rivus überein kommt; ein größerer Bach, wird Beke (Bäke) ein Fluß aber Fleet genannt.

Anm. 2. In Oberdeutschland ist dieses Wort weiblichen Geschlechtes, und wird daselbst die Bach, oder die Bache gesprochen, welcher Mundart nicht nur die Schlesier, sondern auch viele Obersachsen und die Einwohner des Saalkreises folgen. Opitz gebraucht Bach Ein Mahl für Wasser, welche sonst ungewöhnliche Figur wohl nur eine poetische Freyheit ist:


– Man soll, daß uns der Wein

Nicht Schaden bringen mag, ihm selber schädlich seyn,

Und Bach darunter thun.


Anm. 3. Bach lautet schon bey den Willeram Bach, im Niedersächsischen Beke, im Schwed. Back, im Dänischen Bäk, und[678] im Wendischen Bec. Frisch glaubt mit dem Dieterich von Stade, daß in diesem Worte vornehmlich auf das ausgehöhlte Bett eines fließenden Wassers gesehen werde, so daß Bach mit Becken, Becher, Backen und Bauch zu einerley Stammworte gehören würde. Allein es scheinet vielmehr, daß Bach in den ältesten Mundarten überhaupt Wasser, oder doch ein fließendes Wasser bedeutet habe, welches die Vergleichung mit dem Hebr. בכה, manavit, בכי fluctus rivorum, und mit dem Griech. πƞγƞ, und im Dorischen παγα, sehr wahrscheinlich macht. Das Böhmische Bahno, bedeutet Sumpf, Morast, und viele mit Bach zusammen gesetzte Nahmen der Pflanzen, bezeichnen solche Gewächse, welche an wässerigen, sumpfigen Orten wachsen, im Gegensatze derer, welche einen trockenen Boden verlangen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 678-679.
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