[745] Der Bástard, des -es, plur. die -e. 1. Eigentlich. 1) Ein in rechter Ehe, aber mit einer Mutter von ungleichem oder niedrigerm Stande erzeugtes Kind. Diese Bedeutung ist im Deutschen nicht mehr üblich, war aber ehedem, besonders in auswärtigen Ländern sehr gewöhnlich. 2) Ein außer der Ehe erzeugtes Kind, dessen Vater aber bekannt ist, ein natürliches Kind. In dieser Bedeutung ist das Wort noch jetzt üblich; hat aber einen verächtlichen Nebenbegriff bey sich, und wird von solchen natürlichen Kindern beyderley Geschlechtes gebraucht.
2. Figürlich, alles was von seiner gewöhnlichen Art abweicht, besonders wenn es schlechter ausfällt, als gewöhnlich. 1) Thiere, welche von Ältern zweyerley Art erzeuget worden. Z.B. ein Hund, der von einem Jagdhunde mit einer Hirtenhündinn erzeuget worden, dergleichen Thiere man im gemeinen Leben auch Zwitter zu nennen pflegt. 2) Im Pflanzenreiche, Pflanzen oder Gewächse, die von ihrer Art abweichen. So nennet man einen gewissen Spanischen Wein, Bastard, oder Bastardwein, weil er um Guadalcazar aus Rheinischen Reben erhalten wird, die ein gewisser Holländer, Namens Peter Simon, dahin gebracht, daher er auch Peter Simons Wein heißt. Er ist nicht so hoch von Farbe, auch nicht so fett als die andern Spanischen Weine, und hat eine scharfe Süßigkeit. In Niedersachsen nennet man einen jeden jungen Franzwein, der mit Schwefel süß gemacht wird, weißen Bastard. 3) Das Geringere, Schlechtere, Untaugliche in seiner Art So nennen die Gärtner oft alle Auswüchse und untaugliche Sprößlinge, Bastarde. Im Bernsteinhandel belegt man mit diesem Nahmen alle untaugliche, löcherige Stücke Bernstein von einer gewissen Größe; und unter den Geschützen heißen alle Arten von unrichtiger Proportion Bastard. 4) In noch weiterer Bedeutung wird so wohl in dem Naturreiche, als im gemeinen Leben, alles was einem andern Dinge ähnlich ist, und wofür man keinen eigenen Nahmen hat, mit einem zusammen gesetzten Ausdrucke benannt, wovon Bastard die erste Hälfte ausmacht. S. die folgenden Zusammensetzungen.
Anm. Bastard, Franz. Bastard, Batard, ehedem Bestard, Bertard, Ital. Bastardo, im mittlern Lateine Bastardus, ist kein ursprünglich Deutsches Wort, sondern von den Franzosen oder Italiänern zu uns gekommen, bey welchen es in den mittlern Zeiten sehr üblich war, und den schimpflichen Nebenbegriff nicht bey sich hatte, den die ältern Deutschen damit verbunden haben. Wilhelm der Eroberer, schämete sich als König von England nicht, sich zu schreiben: Ego Wilhelmus cognomento Bastardus. S. die Glossaria des du Fresne und Carpentier. Man hat allerley wunderliche Ableitungen dieses Wortes versucht, die man in den Glossariis nachsehen kann. Selbst Wachters seine von dem Griechischen πασος, das Ehebett, und Art, ist außerordentlich gezwungen. Die erste Hälfte dieses Wortes ist unstreitig das Französische bas, niedrig, welches ehedem auch bast lautete. Dieses wird daraus erweislich, weil man einen unehelichen Sohn, Bruder u.s.f. im Französischen ehedem Fils oder Frere de bast oder de bas nannte, und die R.A. venir de bas, noch jetzt bedeutet von unehelicher Abstammung seyn. In einer Französischen Urkunde von 1377 bey dem Carpentier heißt es ausdrücklich: Pourquoy il le avoit appellé Jehan de Bas, qui estoit à[745] dire Bastart et silz de putain. In einer andern von 1378 Perrette fille de Bast. Die letzte Hälfte des Wortes Bastard, ist ohne Zweifel die Ableitungssylbe er, welche in einigen ausländischen Mundarten, ard, ardo, art, lautet, wie in Canard. S. auch Bankart. Von der figürlichen Bedeutung dieses Wortes kommen in Französischen Urkunden schon 1265 Charrette bastarde, 1416 Coustel Bastard, 1386 Coustel Bastardeau, und 1460 Vin batard vor, welches letztere Carpentier durch gemischten Wein erkläret. In einer Deutschen Übersetzung der Bibel aus dem 14ten Jahrhunderte stehet 1 Sam. 17, 5 für Riese, ein Basthart, wofür eine andere Übersetzung von 1477 ein man ein baster hat. S. kritische Beytr. Th. 7, S. 13.