Beben

[774] Bêben, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, sich hin und her bewegen. 1. Eigentlich. Ein bebendes Laub. Die Erde bebet. Vor Kälte beben.


In deinem treuen Auge bebt die Thräne die dich schmückt,

Gieseke.


Besonders als die Wirkung einer Leidenschaft.


Komm und umarme mich! Mein ganzes Herze bebt

Vor Freuden,

Weiße.


Am häufigsten, als eine Wirkung der Furcht, der Angst, in welchem Falle es im gemeinen Leben oft mit zittern verbunden wird. Vor Furcht zittern und beben. Sie beben vor der Gefahr, die sie nur erst entdecken. In der höhern Schreibart, auch oft mit Weglassung des Substantives. Mein väterliches Herz bebet für dich, Dusch.


Der Held um den du bebtest,

Raml.


d.i. vor Furcht.

2. Figürlich. 1) Bebend gehen, in der dichterischen Schreibart. 2) Unterbrochen zum Vorscheine kommen, besonders wenn solches die Wirkung einer Leidenschaft ist, gleichfalls in der höhern Schreibart.


Was für Verwirrung bebt aus jedem Blick hervor,

Weiße.


3) Eine bebende Stimme, die der Stimme eines Menschen gleicht, der vor Furcht bebet.


Oder sie (die Stimme) bebt durch schreckliche Wüsten und alte Gemäuer,

Zachar.


Daher die Bebung, so wohl eigentlich von einer bebenden Bewegung: Das Blut wird so träg in ihren Adern schleichen, daß kein Pulsschlag, keine Bebung seinen Gang verräth, Weiße. als auch figürlich von dem Tone.

Anm. Zittern druckt gemeiniglich eine schnellere, beben aber eine langsamere Bewegung aus; obgleich beyde Verba sehr oft mit einander verwechselt werden. Beben, Nieders. beven, Dän. bäve, Angels. bifjan, Schwed. bafwa, Isländ. bifast, lautet bey dem Kero und Ottfried pievun, bibun und piben. Die Oberdeutschen sprechen es noch jetzt bidmen aus, daher auch das Erdbeben bey ihnen Erdbidem lautet. Das Latein. paueo, und Griech. φοβειν, scheinen aus eben dieser Quelle herzustammen; ob sie gleich mit der Zeit allein auf die Furcht eingeschränket worden. Die gemeinen Mundarten haben von diesem Verbo die Frequentativa bevern, bebern, bobern und puppern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 774.
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