Bein, das

[821] Das Bein, des -es, plur. die -e, Diminutivum das Beinchen, im Oberdeutschen das Beinlein. 1. Der Röhrknochen in dem Fuße zwischen dem Knie und dem Plattfuße, und dann auch der ganze Fuß. 1) Eigentlich. Ein Bein brechen. Die Beine sind ihm geschwollen, u.s.f. Das dicke Bein, oder Dickbein, derjenige Theil des ganzen Fußes, der zunächst am Unterleibe sich befindet, der Schenkel. Figürliche, aber nur im gemeinen Leben übliche Redensarten sind: Sich auf die Beine machen, sich auf den Weg begeben. Ich will dir Beine machen, dich zum Gehen bewegen, dir forthelfen. Einem Kranken wieder auf die Beine helfen, ihm seine Gesundheit verschaffen. Einem auf die Beine helfen, seinen verfallenen Nahrungsstand verbessern. Auf die Beine kommen, gesund werden, ingleichen in bessern Wohlstand gerathen. Ein Kriegesheer auf die Beine bringen, anwerben, aufrichten. Viel Volk auf den Beinen haben, unterhalten. Einen über das Bein werfen, einem ein Bein vorhalten, ihm ein Bein unterschlagen, ihn durch List stürzen, ihm hinterlistig schaden.


Verläumdung aber wirft die Unschuld übers Bein,

Lohenstein.


Das Unglück aber schlägt uns unter noch ein Bein,

Lohenstein.


Einem ein Bein stellen, ihm hinterlistig zu schaden suchen. Etwas ans Bein binden, einen Verlust zu verschmerzen suchen. 2) Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit, dasjenige, worauf eine künstliche Sache stehet. Die Beine eines Stuhles, einer Bank, eines Schämels u.s.f. Alles worauf ein künstlicher Körper stehet, heißet dessen Fuß. Ist dieser Fuß lang und dünne so wird er ein Bein genannt. Daher sagt man wohl ein Bankbein, ein Schämelbein u.s.f. aber nicht ein Bankfuß, ein Schämelfuß. 2. Ein jeder Knochen. Es ist nichts als Haut und Bein an ihm. Die Beine aus dem Fleische nehmen. Es gehet, oder dringet mir durch Mark und Bein, es rühret mich auf das empfindlichste.


Der Arzt, dem dieses Wort durch Mark und Beine dringt.

Canitz


Stein und Bein schwören, in niedrigen Ausdrücken, heftig schwören.

Und meine Beine schwinden,

Opitz.


Das ungenannte Bein, in der Zergliederungskunst, das Hüftbein. Das heilige Bein, S. Heilig. Besonders wird Bein häufig materialiter gebraucht, wenn nur die Materie angedeutet werden soll, in welchem Falle Knochen nicht so üblich ist. In Bein arbeiten.

Anm. Dieses Wort lautet im Oberdeutschen Pain, um Nürnberg Baan, im Salzburgischen Bui, in Niedersachsen, im Dänischen und Holländ. Been, im Angels. Ban, im Engl. Bone, im Schwed. Ben, im Isländ. Bein. Die Ähnlichkeit des Klanges mit dem Griech. βαινω, ich gehe, hat gemacht, daß man gemeiniglich die Bedeutung des Fußes für die erste und eigentliche hält; obgleich die zweyte Bedeutung eben so vielen Anspruch darauf machen kann. Wenigstens wird Bein in den ältesten Mundarten so oft von einem Knochen, als von einem Fuße gebraucht. Der Plural, die Beiner, ist nur in den gemeinen Mundarten üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 821-822.
Lizenz:
Faksimiles:
821 | 822
Kategorien: