[935] Besūchen, verb. reg. act. 1) Wie das einfache suchen; in welcher Bedeutung dieses Wort aber nur noch bey den Jägern gebraucht wird, und daselbst so viel bedeutet, als vorsuchen, oder auf den Besuch ziehen, d.i. Wildbret mit dem Leithunde aufsuchen. S. Besuch 1. 2) Mehrmahls oder zu gewissen Zeiten an einen Ort kommen, in anständiger Bedeutung. Einen Jahrmarkt besuchen. Eine Schule besuchen. Gesellschaft besuchen. Die Weinhäuser besuchen. Oft auch nur überhaupt, sich an einen Ort begeben. Die Stadt besuchen. Einen Kranken als Arzt besuchen.
Laß uns den stillen Grund besuchen,
Wo sich nichts regt als ich und du,
Hall.
3) Besonders ans freundschaftlicher Höflichkeit zu jemanden kommen. Einen Freund besuchen. Ich habe ihn in langer Zeit nicht besucht. Besuchen sie mich doch. Jemanden besuchen gehen, oder kommen, ist niedrig.
So auch die Besuchung, wofür aber, besonders in der dritten Bedeutung, der Besuch üblicher ist.
Anm. Um das Jahr 790 kommt in der Fränkischen Mundart das einfache suahan für besuchen vor; aber eben daselbst findet sich auch uuisoda, für besuchen. Dieses uuisan, von welchem Kero auch ganuuison für besuchen hat, ist unstreitig nach dem Latein. visitare gebildet, und kommt so wohl bey dem Ottfried als Notker in eben derselben Bedeutung vor, dagegen besuochen bey beyden beständig prüfen, untersuchen bedeutet; und noch im[935] Osnabrückischen ist, sik besoken, für sich prüfen üblich, ob man gleich auch besöken für besuchen kennet. Wachter leitet besuchen nicht von suchen, quaerere, sondern von einem alten Scandischen sekia, kommen, her, welches dem Griech. ƞκειν, sehr nahe kommt. Allein aus Herrn Ihre Glossario erhellet deutlich genug, daß dieses sekia nichts anders ist, als das heutige Schwedische söka, Nieders. söken, und Oberdeutsch suchen. S. Suchen. Übrigens ist für besuchen in der dritten Bedeutung im Oberdeutschen auch heimsuchen üblich, und in Oberschwaben bedeutet hemigarte eine Zusammenkunft einander besuchender Personen. Das Hauptwort der Besucher, welches zuweilen bey den Dichtern vorkommt, z.B.
Hier wird kein unbequemer Besucher
Und keiner, welcher kein Freund ist, gesehn,
Gieseke,
ist im gemeinen Gebrauche nicht üblich.