Besehen

[910] Besehen, verb. irreg. act. (S. Sehen,) auf etwas sehen, in der Absicht, etwas daran zu entdecken, oder es kennen zu lernen. Ein Land, das Feld, einen Acker, ein Haus besehen. Sich im Spiegel besehen. Als ich es beym Lichte besah, als ich es genau untersuchte. Daher der Beseher oder das Besehblech, bey den Schriftgießern, ein Blech, welches man auf eine Reihe Lettern setztet, um vermittelst desselben zu sehen, ob sie auch alle einerley Dicke haben. S. auch Besichtigen und Betrachten.

Anm. Für besehen ist im Oberdeutschen beschauen und im Niedersächsischen bekiken gebräuchlicher. Im Österreichischen wird die Wärterinn einer Kindbetterinn eine Beseherinn genannt. Bey dem Kero und Ottfried lautet dieses Zeitwort pisehan und bisihan, und bedeutet bey dem letztern auch theils sehen schlechthin, theils aufmerken, theils aber auch besorgen, versehen. Sich besehen, war eine ehedem übliche Redensart, für, mit einander fechten, seine Kräfte in einem Gefechte versuchen. Sich in einer Stadt besehen, sie besehen, oder sich darin umsehen, ist niedrig. Für das Hauptwort Besehung ist Besichtigung eingeführet. S. Besichtigen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 910.
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