Betäuben

[937] Betäuben, verb. reg. act. taub machen. 1. Eigentlich. Der Donnerschlag hatte uns ganz betäubet. Ingleichen nach einer nicht seltenen Hyperbel: Jemanden mit seinem Geschreye betäuben. 2. Figürlich. 1) Der Empfindung berauben. Ich stand vor Schrecken ganz betäubt da; ein hoher Grad der Bestürzung. 2) * Wehe thun, unterdrücken, entkräften. Ich betäube meinen Leib und zähme ihn, 1 Cor. 9, 27. Diese Bedeutung ist zwar im Hochdeutschen nicht mehr üblich; sie ist aber doch alt, weil Willeram douuuan und bethuwan von der Unterdrückung der Lüste, Notker douben für bezämen, und der alte Verfasser des Gedichtes auf den h. Anno bitoibin für kasteyen gebrauchen. In der Baselschen Ausgabe von Luthers neuem Testamente von dem Jahre 1523 wird betewben als ein unbekanntes Wort durch trunken, kraftlos machen, gegeben.

Daher die Betäubung, so wohl von der Handlung des Betäubens, als auch von dem Zustande der Beraubung aller Sinne. Eine trunkene Betäubung scheint sie fühllos gemacht zu haben. Hier starrt das menschliche Nachsinnen, die Vernunft geräth in eine Betäubung, aus welcher sie nicht los winden kann. S. Taub.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 937.
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