Bilchmaus, die

[1014] Die Bilchmaus, plur. die -mäuse, eine Art großer Haselmäuse, welche so groß wie eine Wiesel sind, einen kurzen Schwanz, und einen hellen aschgrauen Balg haben. An dem Kopfe und Maule gleichen sie den gewöhnlichen Hausmäusen, nur daß die Ohren wie an einem Maulwurfe gestaltet sind. Sie wohnen in den gebirgigen Gegenden, besonders in Krain, Kärnthen, und Italien, in der Erde, und leben von Baumfrüchten, Eicheln, Bucheicheln, Nüssen und Getreide, und werden in den Ländern, wo sie sich aufhalten, auch gegessen. Man pfleget sie auch Gebirgmäuse, Zieselmäuse, Biliche, und in einigen ältern Mundarten Billen, Bilgen zu nennen.

Anm. Der Nahme dieses Thieres stammet vermuthlich entweder aus dem Slavonischen Biel, weiß, her, weil es ein weißliches Fell hat, S. auch Balche, Fahl und Falb, so wie es wegen seiner grauen Farbe in Tyrol auch Gräuel heißt; oder von Berg, welches in einigen gröbern Oberdeutschen Mundarten Belch lautet, so wie die Schweizer Kilche für Kirche sagen. Im Französischen heißt es Belette, in der Mundart der Krainerischen Wenden aber Pouh. Im Böhmischen ist Plch eine Spitzmaus. Aus dem Nahmen Zieselmaus ist in dem mittlern Lateine Citellus geworden. Übrigens sind diese Bilchmäuse die eigentlichen Glires der alten Römer, die selbige schon als Leckerbissen aßen, obgleich Glis gemeiniglich, aber sehr irrig, durch Ratz übersetzt wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1014.
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