[1059] 2. * Blêcken, verb. reg. welches größten Theils veraltet ist, ehedem aber in doppelter Gattung üblich war. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, für blicken, zum Vorscheine kommen, sich mit einem Scheine sehen lassen. In dieser Bedeutung sagt man noch in den Salzwerken, die Pfanne fängt an zu blecken, wenn die Sohle so eingekocht ist, daß der Boden zum Vorscheine kommt. Am meisten wurde dieses Zeitwort ehedem für nackt, bloß seyn, gebraucht.
Iden (das Gebirge Ida) der nun ganz fast blecket,
Weil wir ihn mit uns verbrannt,
Hat der Schnee zehnmal bedecket,
Opitz.
Mit bleckendem Hals und bloßen Armen, Matthes. Im Niedersächsischen hat man von diesem Zeitworte noch das Frequentativum bleckern, welches daselbst von der Sonne gebraucht wird, wenn sie des Abends roth durch die Regenwolken strahlet. Von blecchenten beinen, mit bloßen Beinen, kommt schon bey dem Notker vor.
2. Als ein Activum, sehen lassen, entblößen. In dieser Gattung ist im Hochdeutschen im gemeinen Leben nur die Redensart üblich, die Zähne blecken, die Zähne zeigen, besonders sie aus niedrigem Zorne, aus Verachtung zeigen, welches ehedem zannen genannt wurde. S. Frisch v. Zannen, ingleichen Fletschen. Alle deine Feinde pfeifen dich an, blecken die Zähne und sprechen, u.s.f. Klagel. 2, 16. Im Oberdeutschen sagt man auch, die Zunge blecken, sie aus dem Munde heraus strecken. Eins theils ir schenkel blecken thetten, Hans Sachs. Bey dem Opitz kommt auch das zusammen gesetzte entblecken für entblößen vor:
Der Wasser Kluft und Gang ward ausgedecket,
Der tiefe Grund der Erden ganz entblecket.
In der Mark Brandenburg bedeutet plecken die Rinde von den Bäumen abschälen, daher Pleckeichen daselbst solche Eichen sind, welche für die Lederarbeiter zu diesem Behufe bestimmt worden, und Plecker, die dieses Abschälen verrichten. Indessen kann es in dieser Bedeutung auch ein Intensivum oder Iterativum von dem Nieders. plaggen, Rasen abstechen oder abschälen, seyn. S. dieses, von Blecken aber auch Blicken und Blitzen. Die niedrigen ein Bleckzahn, ein hervor stehender Zahn, ingleichen Bleckzahn oder Zahnblecker, sind noch hin und wieder üblich, jemanden zu bezeichnen, der seine Zähne nicht bedecken kann. Ehedem[1059] lautete dieses Zeitwort auch blechen, und dieser gelindere Hauchlaut ist noch in Blachfrost und vielleicht auch in Blech übrig, welches S.
Thie uelt waren betheket,
Thaz there erthe niht ne blechet,
das Feld war so bedecket, daß die Erde nirgends bleckte, d.i. gesehen wurde, in dem alten Gedichte auf Carls des Großen Feldzug bey dem Schilter. Die Niedersächsische Mundart spricht dieses Wort mit einem langen ê, blêken aus.
Adelung-1793: Blecken (1)