Bothe, der

[1137] Der Bothe, des -n, plur. die -n, eine Person, welche zur Ausrichtung eines Geschäftes von einem andern geschickt wird, da es denn ungeändert von beyden Geschlechtern üblich ist. 1) In der weitesten Bedeutung, in welcher Kero und dessen Nachfolger auch die Engel und die Apostel Bothen nannten. Die letztern kommen auch noch in den spätern Zeiten unter dem Nahmen der zwölf Bothen vor. Auch die Gesandten freyer Fürsten und Staaten führeten ehedem den Nahmen der Bothen, und wenn sie von dem ersten Range waren, zuweilen die Nahmen der Hochbothen, Ehrenbothen, Scheinbothen u.s.f. In dieser Bedeutung, in welcher nunmehr das Wort Gesandter und die ausländischen Ambassadeur, Envoyé, u.s.f. üblicher geworden sind, kommt das Wort Bothe noch häufig in der Deutschen Bibel vor. S. auch Bothschafter. In einigen, besonders außer Deutschland gelegenen Ländern, z.B. in Pohlen, werden die Abgeordneten der Stände noch jetzt Bothen und Landbothen genannt. Ehedem hieß auch in Deutschland ein jeder Bevollmächtigter ein Machtbothe oder Gewaltbothe. 2) Heut zu Tage gebraucht man dieses Wort nur noch in engerer Bedeutung, von der geringern Art Bothen, welche von andern zur Ausrichtung eines Geschäftes, besonders zur Überbringung einer Nachricht abgeschickt werden. Jemanden einen Bothen schicken. Ein reitender Bothe, im Gegensatze eines Fußbothen. Der hinkende Bothe, figürlich und im gemeinen Leben, eine traurige unangenehme Nachricht. Daher, die Bothenbüchse, ein Behältniß, worin die öffentlichen Bothen zuweilen ihre Briefschaften tragen, wie die Bothen bey dem Kammergerichte; Bothenlaufen, im gemeinen Leben, das Amt eines Bothen verrichten; ein Bothenläufer, ein Bothe, Fußbothe; der Bothenschild, ein blecherner Schild, mit dem Wapen des Landesherrn, welcher ein Merkmahl öffentlicher Bothen ist; der Bothenspieß, der Spieß, welchen die öffentlichen Bothen in einigen Ländern tragen u.s.f. S. auch Postbothe, Amtsbothe, u.s.f.

[1137] Anm. Bothe, Nieders. Bade, Bae, bey dem Kero Poto, bey dem Ottfried Boto, im Angels. und Holländ. Bode, im Schwed. Boda, im Dän. Bud, kommt von biethen her, so fern es ehedem benachrichtigen bedeutete. S. dieses Wort. Im Hebräischen bedeutet bata überhaupt reden, sprechen, welches die allgemeinste und vielleicht auch eine der ersten Bedeutungen dieses alten Zeitwortes ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1137-1138.
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