Brauen

[1163] Brauen, verb. reg. act. welches ehedem überhaupt kochen bedeutete, jetzt aber nur noch vornehmlich von dem Biere gebraucht wird, Bier aus Malz kochen. Bier brauen. Wir werden heute brauen. Zuweilen gebraucht man dieses Wort auch von der Zubereitung des Branntweines, Methes und Essigs, so fern letzteres durch Kochen geschiehet. Branntwein, Meth, Essig brauen. In noch weiterer Bedeutung kommt es im gemeinen Leben in verächtlichem Verstande, für vermischen, verfälschen, doch nur von Getränken vor; wohin auch folgende Stelle aus dem Logau gehöret:


Mein Trinken ist nicht falsch, ich darf mir nicht gedenken,

Es sey gebrauen zwier, vom Brauer und vom Schenken.


Anm. Brauen in der heutigen Bedeutung lautet im Nieders. brouen, bruen, im Oberdeutschen bräuen, bey dem Stryker bruuuen, im Angels. briwan, im Engl. to brew, im Holländ. brouwen, im Dän. brygge, im Schwed. brygga. Das dieses Wort ehedem für kochen gebraucht worden, erhellet noch aus dem Wallisischen bervi, dem Angels. Briw, jusculum, und dem Deutschen Brühe und Brodem. Wenn sich ein gewisser dicker Nebel nahe an der Oberfläche der Erde erhebet, so sagen die Niedersachsen der Hase brauet. Man hüthe sich, diesen Ausdruck für eine figürliche Redensart zu halten. Hase, Engl. Haze, ist ein dicker Nebel, vielleicht von har, hase, grau; brauen aber stehet hier intransitive, für aufsteigen, sich wie ein siedendes Wasser erheben. Es bedeutet also diese Redensart, die dem ersten Anscheine nach sinnlos ist, eigentlich soviel als, es steigt ein dicker Nebel auf. Vermuthlich drucken brauen und das davon abstammende Französ. bruir das Geräusch aus, welches flüssige Körper im Aufsieden machen, und alsdann würde brausen dessen Intensivum seyn. S. dieses Wort. Im mittlern Lateine kommt brassare und braxare, im Griech. βρασσειν, βραξειν, von dem Brauen des Bieres vor. Aber dieses gehöret vermuthlich zu einem andern Stammworte. S. Brasilien-Holz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1163.
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