[1287] C, der dritte Buchstab des Deutschen Alphabetes, von welchem verschiedenes zu bemerken ist, welches sich am füglichsten in drey Abschnitte zusammen fassen lässet.
I. Was dessen Aussprache betrifft, so erscheinet er in derselben in einer dreyfachen Gestalt.
1. Dienet er zur Verdoppelung des h und k, und nimmt alsdann deren Laut an sich; S. Ch und Ck besonders, jedes an seinem Orte.
2. Lautet er wie ein z, vor einem ä, e, i, ö, ü, y und den daraus entstehenden Doppellauten äu, eu, ei, ey und ie; wie in Cäsar, Cäsalpin, Ceder, Citrone, Cicero, Cölius, Cybele, Cypern u.s.f. Von dieser Regel weichen die eigenthümlichen Nahmen Cöln, Cöthen, Cüstrin und Cärnthen ab, wo das C wie ein K lautet. Das letztere schreibt man auch jetzt lieber Kärnthen; Körper aber ist schon seit langer Zeit nicht mehr Cörper geschrieben worden.
3. Lautet er wie ein k, so wohl vor dem a, o, u und den Diphtongen ai und au, wie in Cadix, Cato, Coblenz, Cur u.s.f. als auch vor einem Consonanten, Client, Clarisse, Credit, Clavier, Ctesiphon, welches doch nunmehr lieber Ktesiphon geschrieben wird; als endlich auch am Ende einer Sylbe, Iccius, Spectakel.
Ehedem hatte dieser Buchstab noch ein anderes Amt, denn er dienete auch zur Verdoppelung des z. Dieser Gebrauch findet sich in den ältesten Deutschen Denkmählern sparsam, in den mittlern Zeiten aber desto häufiger; denn da schrieb man Wicz, erczaigen, Pfalczgraff, Maincz, czu, Getäncz, churcz, chraczen, Arczt, Erczeney u.s.f. In den neuern Zeiten ist das tz, doch mit einigen Einschränkungen, an dessen Stelle getreten. Nur in dem Slavonischen Czar, hat man es noch hin und wieder behalten, ob es gleich wie Tzar gesprochen, und von den meisten Zar geschrieben wird.
II. In Ansehung des Gebrauches, hat dieser Buchstab allerley widrige Schicksale gehabt, und noch jetzt sind die Stimmen über denselben sehr getheilet. Ich bin bey dieser Verschiedenheit der Meinungen in dem gegenwärtigen Wörterbuche folgenden Regeln gefolget, wobey ich die Mittelstraße zwischen einer sclavischen Anhänglichkeit an die vorigen Jahrhunderte und der uneingeschränkten Neuerungsliebe der heutigen zu treffen gesucht habe.
Die Wörter, in welchen das c vorkommt, sind entweder einheimische oder fremde Wörter.
1. Sind sie einheimische, so bin ich der Gewohnheit, der unumschränkten Gesetzgeberinn in allen Sprachen, gefolget. Ich habe also Chur, Churfürst u.s.f. geschrieben, weil man von undenklichen Zeiten her so geschrieben hat, und noch so schreibt. Der Einwurf, daß Chur von kören herkomme, heißt hier nichts, weil man eher churen und chören, als kuren und kören geschrieben hat, wie aus dem folgenden Abschnitte erhellen wird. Eben so verhält es sich auch mit den eigenthümlichen Nahmen Carl, Conrad, Cunigunde, Canstadt, Creilsheim, und hundert andern, die seit undenklichen Zeiten schon in dem Besitze des C sind. Da so viele kritische Versuche, das K in diesen Wörtern einzuführen, vergeblich gewesen, so würde es thöricht seyn, sich den[1287] herrschenden Geschmacke zu widersetzen; ob es gleich um der Gleichförmigkeit willen zu wünschen wäre, daß auch in diesen Wörtern das K angenommen werden möchte, wie es schon in Kreis, Kaldaunen, Kranz u.a.m. geschehen ist, die ehedem von den meisten auch noch mit einem C geschrieben wurden.
2. Die fremden Wörter haben entweder schon das Deutsche Bürgerrecht erhalten oder nicht.
1) In dem ersten Falle, sind sie seit langen Zeiten üblich, und haben in ihrer ganzen äußern Gestalt das Ansehen Deutscher Wörter bekommen, obgleich ihr Stoff ausländisch ist; und da ist es freylich billig, daß man sie auch in der heutigen Schreibart den übrigen Deutschen Wörtern gleich mache. Man schreibe also Kaiser, Kanzel, Kloster, Kreuz, Küster, Körper, Kaffeh, Kanone, Kiste, Keller, Krone, Kreatur, Kerker, Kaninchen, Kafiller, Kajüte, Ziffer, Zither, Zingeln, Bezirk, Zinnober, Zimmet, Zins, die Zent, der Zentner, Zirkel, u.s.f. weil doch einmahl die meisten Deutschen Wörter mit diesen Buchstaben geschrieben werden. Es ist nur die Frage, welches wirklich eingebürgerte Wörter sind? In Ansehung der obigen werden wohl nur noch wenige einigen Zweifel haben. Aber es gibt andere, deren Bürgerrecht zweifelhafter ist; z.B. Cloak, Capelle, Clavier, Scepter, Sclave, Ducat, u.s.f. Die Sachen, die diese Wörter bedeuten, sind bey uns allgemein, wir haben auch keine andern Wörter sie zu benennen und diese Ausdrücke selbst haben doch schon hinten einen Deutschen Schnitt bekommen, warum wollte man denn ein Bedenken tragen, sie vorne Deutsch zu kleiden? Und doch werden viele sie ungern Kloak, Kapelle, Klavier, Zepter, Sklave, Dukat schreiben wollen. Weil die Stimmen hier noch getheilet sind, so kann man es niemanden verargen, er erkläre sich für eine Partey, für welche er will.
2) Sind aber diese Wörter erst in den neuern Zeiten eingeführet worden, und haben sie in dem Munde der Deutschen nur eine geringe Veränderung erlitten, die etwa nur die Endsylbe betrifft so ist es billig, sie mit den Buchstaben zu schreiben, mit welchen die Sprache sie schreibet, aus der man sie entlehnet hat. College, Correspondent, Cicero, Crucifix, Consistorium, Commissarius, Contract, und tausend andere mehr, würden einen seltsamen Anblick machen, wenn man ihnen ihr eigenthümliches C nehmen wollte. Hierher gehören auch die fremden eigenthümlichen Nahmen, die man nie anders schreiben sollte, als sie in ihrem Vaterlande selbst geschrieben werden. Wie wunderlich ist es, den Nahmen Kopenhagen noch jetzt mit einem C zu schreiben, da er im Dänischen nie so geschrieben worden, und über dieß von klobe, kaufen, abstammet.
Ich sage, man müsse die Wörter so schreiben, als die Sprache sie schreibet, aus der man sie entlehnet. Man schreibt also richtig Cavallier, Cabinett u.s.f. weil die Franzosen sie so schreiben, von denen wir sie angenommen haben, und nicht Kaballier, weil es von dem Griech. καβαλλος kommt, oder Kabinet, weil es von dem alten Kemnate abstammen soll. Ein Wort vorn mit einem Griech. K, und hinten mit einem Franz. ier macht einen wunderlichen Contrast. Über dieß würden wir nie fertig werden, wenn wir erst den Ursprung eines ausländischen Wortes[1288] aufsuchen müßten, ehe wir uns in Ansehung seiner Schreibart bestimmen könnten.
Da die meisten dieser Wörter eine Deutsche Endsylbe bekommen, so ist es nunmehr auch gewöhnlich, diese, wenn es die Aussprache nothwendig macht, mit solchen Buchstaben zu schreiben, die in andern Fällen im Deutschen gewöhnlich sind. Dieses betrifft so wohl die Endungen, wo das c am Ende wie ein z lauten muß, wo man es mit dem letztern vertauscht, Commerz-Collegium, Sedez, Duodez; als auch die Latein. Endungen culus, cula, culum, zumahl da sie im Deutschen ein e bekommen, welches die Aussprache des c verändern würde; Partikel, Matrikel, Artikel, Bakel, Orakel, Spectakel u.s.f. die man ehedem wohl Particul, Articul u.s.f. schrieb. Auch in denjenigen Wörtern, wo das fremde c wie ein gelindes s lautet, ersetzet man es durch das s um nicht zu einer falschen Aussprache Anlaß zu geben: Sensal, Servellat-Wurst. Eben so ersetzt man das ausländische ç im Deutschen am besten nach einem geschärften Vocal durch ein ss und nach einem gedehnten und zu Anfange einer Sylbe durch ein ß: Curassao, Faße, Sauße, Franßois, Fasson.
Ein Umstand macht hier nur noch einige Schwierigkeit, nehmlich die Schreibart der ursprünglich Griechischen und Hebräischen Wörter. Unsere Vorfahren, die diese Wörter nur aus dem Lateinischen kannten, schrieben das κ und ק durchgehends mit einem c, weil sie es im Lateinischen so geschrieben fanden. In den neuern Zeiten, da man anfing, mehr zu den Grundsprachen selbst zurück zu gehen, hielt man es sich für eine Schande, sie nach der alten Art zu schreiben, und that daher den Vorschlag, ihnen ihr eigenthümliches K wieder zu geben, da wir diesen Buchstaben einmahl haben. Der Vorschlag fand Beyfall, denn er ließ gelehrt. Man schrieb also nicht mehr Cain, Catechismus u.s.f. sondern Kain, Katechismus, Kadmus, Nikolaus, Katharina, Ktesiphon, katholisch, Katheder, Kritik, Kainan, Kaiphas, Kallai, Kleophas, Korban, u.s.f. weil sie im Griechischen und Hebräischen ein κ oder ק haben.
Allein es äußert sich doch dabey der unangenehme Umstand, daß die Aussprache vieler solcher Wörter durch die verderbte spätere Aussprache des alten Römischen c verfälscht worden ist, so daß man dennoch nicht alle diese Wörter mit ihren eingenthümlichen Buchstaben schreiben kann; welches denn eine verdrießliche Ausnahme von der Regel macht. Wir müssen also noch immer Centaur, Cerberus, Cepheus, Cimon, Cypern, Thucydides u.s.f. schreiben und sprechen, weil wir diese Wörter nicht nach der ächten Römischen Art Kentaur, Kerberus u.s.f. sondern mit dem spätern Zischlaute aussprechen. In diesen und andern ähnlichen Wörtern auch eine Änderung der allgemeinen Aussprache vorschlagen, stehet nur grammatischen Wagehälsen zu.
III. Was endlich die Geschichte dieses Buchstabens betrifft, so ist solche freylich sonderbar. Den Römern vertrat er die Stelle des Griechischen κ, und sie sprachen ihn auch vor allen Vocalen wie ein k aus. Das ist etwas bekanntes, und wer es noch nicht weiß, kann es unter andern auch von dem ehrlichen Priscian lernen. Sie schrieben Cicero, und sprachen Κικερο, denn so schrieben auch die Griechen diesen berühmten Nahmen, welchen sie gewiß Ζιζερο ausgedruckt haben würden, wenn die Aussprache es erfordert hätte. Das Wort Caesar muß auch noch lange καισαρ gelautet haben, weil selbst das Deutsche Kaiser daraus entstanden ist. Vielleicht wich schon die Römische Bauersprache in dem Laute des C ab, doch das ist nur eine Muthmaßung; das aber ist gewiß, daß die Aussprache dieses Buchstabens sehr verderbt wurde, als Italien von fremden Nationen überschwemmt wurde, oder auch, als die Römische Sprache die Hof- und gelehrte[1289] Sprache so vieler fremden Völker wurde, die nunmehr anfingen, dem c vor dem ä, e, i, ö, ü, y, ihren Zischlaut unterzuschieben.
Die meisten Deutschen Sprachlehrer behaupten, das C sey kein Deutscher Buchstab. Dieser Satz ist unrichtig, man mag ihn ansehen, von welcher Seite man will. Die Deutschen haben gar keine eigenen Buchstaben, sondern sie haben ihre Schrift den Lateinern zu verdanken. Mit dem Römischen Alphabete bekamen sie auch das C und zwar in dem uneingeschränktesten Gebrauche desselben, so daß das K ihnen lange eben so unbekannt war, als den Lateinern. In dem Salischen Gesetze, dem ältesten Deutschen Denkmahle, findet sich keine Spur eines k. Die Angelsachsen gebrauchten statt desselben beständig ein c. So schrieben sie Cersile, cernan, ceosan, Cinne, citelan, und sprachen Kerfille, Kerbel, kernan, buttern, kosan, kiesen, Kinne, Kinn, kiteln, kitzeln u.s.f. Das Longobardische Alphabet kennet gleichfalls kein k. Wie kann man denn sagen, das C sey kein Deutscher Buchstab, da es doch eher von den Deutschen angenommen worden, als das K?
Mit den nördlicher gelegenen Völkern verhielt es sich anders. Da die Römer nicht bis zu ihnen kamen, so waren sie auch weit länger ohne Schrift; denn was man ehedem von dem hohen Alter der Runen vorgab, das hat bey einer genauern Untersuchung der neuern Zeiten, eine große Einschränkung gelitten. Als nachmahls die Normannen und Schweden so wohl durch ihre Land- als Seereisen mit dem Griechischen Kaiserthum in Bekanntschaft kamen, so lerneten sie da den Gebrauch des Griechischen Alphabetes, welches nachmahls unter ihnen den Nahmen und die Gestalt der Runen bekam. Und daher rühret es, daß das c in den nordischen Mundarten nie so häufig gebraucht worden, als das k. Aus dieser Ursache wollen auch die heutigen Niedersachsen von keinem c etwas wissen, weil ihre Mundart der nordischen näher kommt als der Oberdeutschen, ob sie es gleich in dem ch nicht entbehren können.
Was endlich die Oberdeutschen betrifft, so ist es sehr glaublich, daß sie anfänglich eben so wenig ein anderes k gehabt, als das c, dem sie in Ermangelung anderer Schriftzeichen auch das Amt auftrugen, den ihnen eigenthümlichen Hauchlaut auszudrucken. Kero, der älteste Alemannische Schriftsteller, gebraucht das c ohne Unterschied für k, g, ch und z, denn er schreibt chamfan, kämpfen, churen, kören, cechoroti, geköret, Crimm, Grimm, uuec, weg, Kanc, Gang, Cot, Gott, leccan, legen, Honec, Honig, cernlih, gern, cuat, gut, euuic, ewig, Cold, Gold, Scuala, Schule, scal, soll, Scrifti, Schrift, citi, Zeit, Cello, Zelle. Es ist unbekannt, durch wen das griechische k den Alemannen bekannt geworden. Vielleicht ist es durch den Ulphilas geschehen, bey dem es häufiger vorkommt, als das c. Kero hat es schon, aber noch sehr sparsam. Ottfried, ein Franke, gebraucht es schon häufiger, obgleich das c sich bey ihm noch hin und wieder in allen obigen Fällen findet. In diesen Umständen blieb das c, bis die Hochdeutsche Mundart sich zu bilden anfing, in welcher es, so fern es den Laut eines k hat, immer mehr von seinem Ansehen verlor, bis es endlich in eigentlich Deutschen Wörtern nur auf einige sehr wenige eingeschränkt wurde, aus deren Besitz man es auch schon mehrmahls zu verdrängen gesucht hat. Ein mehreres S. in meiner Orthographie, und hier in Ch und Ck.
Buchempfehlung
In elf Briefen erzählt Peter Schlemihl die wundersame Geschichte wie er einem Mann begegnet, der ihm für viel Geld seinen Schatten abkauft. Erst als es zu spät ist, bemerkt Peter wie wichtig ihm der nutzlos geglaubte Schatten in der Gesellschaft ist. Er verliert sein Ansehen und seine Liebe trotz seines vielen Geldes. Doch Fortuna wendet sich ihm wieder zu.
56 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro