Dirne, die

[1503] Die Dirne, plur. die -n. 1) Eine junge unverheirathete Person des andern Geschlechtes. In dieser Bedeutung war dieses Wort ehedem in edlem Verstande üblich, indem nicht nur die Nonnen, sondern auch die Jungfrau Maria damit beleget wurden. Heut zu Tage ist es in derselben im Hochdeutschen beynahe veraltet, und man nennet in Niedersachsen nur noch die ledigen Weibespersonen gemeiner Leute Dirnen.


Wie manche frische Dirne

Schminkt sich aus jenem Bach,

Haged.


Denn oft die Natur auf eine der blühenden Dirnen

Ihre glücklichsten Reitze verschüttet,

Zachar.


2) Eine Magd, welche Bedeutung gleichfalls nur noch im Niedersächsischen angetroffen wird.

Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort in beyden Bedeutungen Deren. Thiarna, Thierna, ist schon bey dem Ottfried und Willeram eine Jungfrau, und Thiarnaduam bey dem erstern die Jungfrauschaft. Eben derselbe gebraucht Thiarna auch für eine Kindbetterinn. Bey den Schwäbischen Dichtern ist Diuren so viel als ein Mädchen, und Älfrik braucht Dyrna für eine Hure. Wachter glaubt, daß dieses Wort aus Thienerne, eine Dienerinn, zusammen gezogen sey. Allein die Bedeutung einer Magd ist neuer, wenigstens kommt sie bey den ältern Fränkischen und Alemannischen Schriftstellern bey weitem nicht so häufig vor. Das Schwed. Taerna, und Isländ. Therna bedeuten gleichfalls eine Magd, und in der erstern Sprache ist Thyr ein Knecht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1503.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: