Dolmetschen

[1511] Dolmêtschen, verb. reg. act. aus einer unbekannten Sprache in eine bekannte übersetzen. Daher die Dolmetschung, so wohl für die Verrichtung des Dolmetschers, als auch für die Übersetzung,[1511] oder Erklärung einer unbekannten Sprache in einer bekanntern. S. das folgende.

Anm. Ich habe dieses Wort zuerst bey dem Heinrich Frauenlob zu Anfange des 14ten Jahrh. in der Manessischen Sammlung Th. 2, S. 215, gefunden, wo es heißt: Tolmetsch vernims wilt tu uns Tiutsch verdolchen u.s.f. wo auch verdolchen so viel als verdolmetschen ist. Bey dem Hornegk heißt ein Dolmetscher Tulmach. Die Abstammung dieses Wortes ist noch ungewiß. Frisch läßt es von dem veralteten Tale, die Sprache, und miscere, mixtus, oder mischen, abstammen, welches wenigstens in Ansehung der letzten Hälfte des Wortes unwahrscheinlich ist. Wachters Vermuthung, der es aus dem Pohlnischen tlumatcze, in der gemeinen Sprache erklären, ableitet, würde daher immer noch die wahrscheinlichste bleiben, wenn sich erweisen ließe, daß dieses Wort an den morgenländischen Höfen und besonders an dem Türkischen zuerst üblich geworden, wo dergleichen Dolmetschen und Dolmetscher am nöthigsten gewesen, und es auch noch sind. Das Ital. Turcimanno und Franz. Trucheman, ein Dolmetscher, sind von dem vermuthlich Türkischen Drogeman. Die Niedersachsen nennen einen Dolmetscher Tolke, die Dänen Tolke, die Schweden Tolk, die Isländer Tulkr, die Russen Tolk, und dolmetschen heißt im Nieders. tolken, vertolken, und im Schwed. tolka. Dieses stammet ohne Zweifel von dem gedachten Worte Tal, die Sprache, ab, von welchem bey den Engl. noch jetzt to talk und to tell für sprechen, und Tale, eine Rede, Erzählung, üblich ist; und es kann seyn, daß die erste Hälfte des Wortes Dol auch dahin gehöret. Im Holländ. heißt ein Dolmetscher Taelmann, Taelspreker.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1511-1512.
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