Eifer, der

[1668] Der Eifer, des -s, plur. car. 1. * Eigentlich, die beißende, bittere Beschaffenheit eines Körpers; welche Bedeutung aber längst veraltet ist, S. das vorige. 2. Figürlich, von verschiedenen mit Unruhe verbundenen Gemüthsbewegungen. 1) Heftiger Unwille, Zorn; welche Bedeutung nur noch im gemeinen Leben Statt findet, in der guten Schreibart aber veraltet ist. Daß ich nicht in meinem Eifer die Kinder Israel vertilgte, 4 Mos. 25, 11. Dann wird sein Zorn und Eifer rauchen über einen solchen Mann, 5 Mos. 29, 20. Und hat ihn zum Eifer gereitzt durch Fremde, 5 Mos. 32, 16. Er kam in einen außerordentlichen Eifer. 2) In engerer Bedeutung, thätiger Unwille über das Böse, oder über etwas, welches man für böse hält; in welcher Bedeutung es auch noch in der edlen Schreibart gebraucht wird. Ein heiliger Eifer, wenn derselbe wegen der Übertretung des göttlichen Gesetzes an den Tag geleget wird. Der Eifer für die Wahrheit, oder um die Wahrheit. Ein unbesonnener Eifer, oder Eifer mit Unverstand. 3) Heftiger Unwille über gekränkte Gerechtsamen, besonders über die gekränkten Gerechtsamen der Ehre und Liebe, Eifersucht; in welchem Verstande es doch nur im Oberdeutschen üblich ist. 4) * Neid; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung. Den Albern tödte der Eifer, Hiob. 5, 2; wo es in Michaelis Übersetzung dafür heißt der Neid. 5) Eine lebhafte und mit Unruhe verbundene Bemühung. Eine Sache mit vielem Eifer betreiben. Es ist weder Ernst noch Eifer da. Sein Eifer ist gar sehr erkaltet. Er dienet mir mit einem außerordentlichen Eifer. 6) Im Oberdeutschen wird es noch in engerer Bedeutung, besonders für Nacheiferung gebraucht: jemanden zum Eifer reitzen, zur Nacheiferung, welche Bedeutung aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.

Anm. In der Bedeutung des Zornes lautet dieses Wort schon bey dem Notker Eiuero. Das Nieders. und Dän. Iver, und das Schwed. Ifwer, werden so wohl von dem Zorne, als auch von einer heftigen Bemühung gebraucht. Im Isländ. ist aefr brennend, hitzig, aefast aufsieden, yfast zürnen, und yfr zornig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1668.
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