Empfahen

[1796] Empfahen, verb. irreg. act. (S. Fahen,) welches im Hochdeutschen veraltet ist, nur noch in der Deutschen Bibel vorkommt, und zuweilen auch in der höhern Schreibart, besonders von den Dichtern gebraucht wird. Es hatte ehedem alle Bedeutungen mit empfangen gemein, durch welches es im Hochdeutschen verdränget worden. Der wird den Segen vom Herren empfahen. Ps. 24, 5. Sein Amt müsse ein anderer empfahen, Ps. 109, 8. Die Erde empfähet Segen von Gott, Ebr. 6, 7. Wer da bittet, der empfähet, Matth. 7, 8. Ihn freundlich zu empfahen, 1 Macc. 7, 33. Sie wird ihn empfahen, wie eine junge Braut, Sir. 15, 2.

Anm. Die erste und älteste Form dieses Wortes ist infahan, denn so lautet es bey dem Kero, bey dem Übersetzer Isidors, in dem Gesetze Ludwigs und Lothars von 840, und selbst noch bey dem Ottfried. Indessen findet man doch so wohl bey dem letztern, als auch bey dem Kero intfahen. Notker schreibt zuerst inphahen, und so findet sich dieses Wort auch noch bey den Schwäb. Dichtern. Alle die Vogel froeliche den sumer singende enpfant, für empfahen, Heinr. von Veldig. Wol mich dirre[1796] stunde die solde ich enpfahen mit gesange, der Schenk von Limpurg. In den folgenden Zeiten räumete man dem Wohlklange noch mehr ein, und so ward empfahen daraus. Aus allem erhellet, daß em oder emp hier das Vorwort in oder an ist, welches den Gegenstand, oder auch nur eine Verstärkung der Bedeutung ausdruckt. S. Empfangen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1796-1797.
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