Erbauen

[1856] Erbauen, verb. reg. act. von er und bauen, aufbauen, in die Höhe bauen. 1) Eigentlich. Ein Haus, eine Kirche, einen Tempel erbauen; wofür im Hochdeutschen doch das einfache bauen üblicher ist. Eine Stadt erbauen. 2) Figürlich, zum Guten bewegen und darin befestigen, gottselige Empfindungen hervor bringen, in der biblischen Schreibart. Diese Predigt hat mich sehr erbauet. Ich bin durch seinen Wandel gar sehr erbauet worden. Ingleichen als ein Reciprocum. Ich habe mich sehr daran erbauet. So auch die Erbauung, plur. inus. so wohl in eigentlichem Verstande, vor Erbauung der Stadt Rom, als auch im figürlichen, von der Hervorbringung gottseliger Empfindungen. Ich habe ihn mit vieler Erbauung gehöret. Die Erbauung befördern. 3) Von bauen, colere, durch den Feld- oder Gartenbau erzeugen. Früchte, welche man selbst erbauet hat.

Anm. Im Oberdeutschen ist statt dessen in den beyden ersten Bedeutungen auferbauen üblich; S. dieses Wort. Erbauen ist in der figürlichen Bedeutung nach dem mittlern Latein. aedificare und exaedificare gebildet, welche in diesem Verstande schon sehr frühe üblich gewesen seyn müssen. Kero muß sehr in Verlegenheit gewesen seyn, wie er das Lateinische übersetzen sollte, bis er endlich zimbere, für Erbauung, und zimbirrono sprahho, für eine erbauliche Rede heraus brachte. Die biblischen Arten des Gebrauches, Rahel erbauen, ihr Nachkommen geben, eine Wüste erbauen, für anbauen u.s.f. sind ungewöhnlich. In der ersten Bedeutung kommt auch das Hauptwort der Erbauer vor, der ein Haus oder einen Ort erbauet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1856.
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