Etlich

[1976] Êtlich, ein unbestimmtes Pronomen, mehrere Dinge einer Art anzudeuten. Es wird nur im gemeinen Leben, ohne Artikel, und so wohl mit als ohne Hauptwort gebraucht.

1. Mehrere Dinge einer Art zu bezeichnen, deren Anzahl so unbestimmt ist, daß nicht einmahl der Begriff der Vielheit oder der Wenigkeit ausgedruckt werden soll; da es denn nur allein im Plural üblich ist. Nom. etliche, Genit. etlicher, Dat. etlichen. Etliche bejaheten es, etliche läugneten es. Etliche werden aufwachen zum ewigen Leben, etliche zur ewigen Schmach, Dan. 12, 2. Etliche sind gesetzt zu Aposteln, etliche zu Propheten, Ephes. 4, 11. Etliche wenige Äpfel. Oft schleicht sich auch der Nebenbegriff der Wenigkeit mit ein. Ich habe ihn kaum etliche Mahl gesehen. Etliche Worte. In etlichen Stücken hat er Recht. In Beyseyn etlicher guten Freunde, Gell. Ich werde in etlichen Tagen wieder kommen. Sie waren vor etlichen Jahren viel artiger und bescheidener, Gell. Wenn ein Pronomen Possessivum folget, so muß entweder der Genitiv, oder ein Vorwort folgen. Etliche meiner Freunde, oder etliche von meinen Freunden, unter meinen Freunden. Nicht, etliche meine Freunde; ob man gleich ganz richtig sagt, etliche wenige Personen, etliche große Stücke. Zuweilen stehet auch das Relativum in der zweyten Endung, und gehet alsdann vorher. Es sind deren etliche da. Ihrer etliche hatten Büchsen, etliche von ihnen. Unserer etliche, eurer etliche. Im Oberdeutschen ist auch der Genitiv des Hauptwortes sehr üblich. Etliche der Priester, etliche Priester, 3 Esr. 5, 63. Etliche der Epikurer, Apostelg. 17, 18. Vor den Zahlwörtern, die über zwanzig hinauf steigen, deutet es die Einheiten über die genannten Zehner ungefähr an. Etliche und zwanzig, etliche und dreyßig u.s.f. bis auf hundert, d.i. einige über zwanzig, über dreyßig. Im gemeinen Leben lässet man das und gerne weg, etliche zwanzig, welches aber einen falschen Begriff gibt, indem es eigentlich bedeutet, zwanzig etliche Mahl genommen. In Preußen und einigen andern Gegenden sagt man richtiger zwanzig und etliche.

2. Ein oder das andere seiner Zahl, Größe und übrigen Beschaffenheit nach unbestimmtes Ding zu bezeichnen, da es denn nur den Singular leidet. Etheslicha redina, einige Beschreibung, Ottfried. Etlicher, irgend einer, jemand, bey den Schwäbischen Dichtern. Ob es ir eteslichen tete in den ougen we, Reinmar der alte. Alle Untugend ist Sünde, und es ist etliche Sünde nicht zum Tode, 1 Joh. 5, 17. Etliches fiel an den Weg, Matth. 13, 4. Etliches fiel auf ein gut Land, V. 8. Doch dieser ganze Gebrauch ist größten Theils veraltet.

Anm. Dieses Pronomen, oder, wenn man lieber will, Adjectiv, lautet bey dem Kero edeslich, eddeslich, bey dem Notker etelich, bey spätern Schriftstellern etleich, ettelich, im Niedersächsischen idtlik, in den gemeinen Hoch- und Oberdeutschen Mundarten etzlich. Schon aus dieser letztern Form erhellet, daß die erste Sylbe dieses Wortes zu es, Nieders. et, id, gehöret, welches ein jedes unbestimmtes aliquid ausdruckt, und auch icht lautete. S. Es und Nicht. Die letzte Sylbe ist vermuthlich aus welch zusammen gezogen, und noch jetzt ist im Oberdeutschen etwelche für etliche, etwelcherley, etwelcher Maßen, für auf einige Art, einiger Maßen, üblich. Auch die Niedersachsen sagten[1976] ehedem itwelk und ichteswelke. Dieses ganze Fürwort ist nur in den gemeinen Sprecharten üblich, in der edlen und anständigern gebraucht man dafür einige. S. Einig II.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1976-1977.
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