Eu

[1980] Eu, ein Doppellaut, welcher vornehmlich der Oberdeutschen Mundart eigen, und aus derselben auch in die Hochdeutsche Mundart gekommen ist. Euch, Eule, Freund, Heu, neu. Die Niederdeutsche Mundart, eine Feindinn aller breiten Doppellaute, weiß ihm in den meisten Fällen durch das u, ü oder ij zu entgehen; juk, jik, ju, euch, Ule, Eule, Fründ, Freund, sucht, feucht, Büdel, Beutel, Büte, Beute, Für, Feuer, nij, neu. Einige gemeine Hochdeutsche Mundarten, welche das Unangenehme in diesem Doppellaute empfinden, suchen ihn, wo es möglich ist, in ein ö zu verwandeln. Fröde für Freude. Allein, da wir ihn einmahl schreiben, so ist es auch billig, daß wir ihn so aussprechen, wie er geschrieben wird. Dagegen pflegen andere Oberdeutsche Mundarten, welchen dieser Doppellaut noch nicht rauh und breit genug ist, ihn gerne in ein oi und ui umzubilden. Oile, Eule, oich, uich, euch, Foir, Feuer, hoit, heut u.s.f. Andere Mundarten, z.B. die Cölnische, lässet ihm gerne ein v oder w nachschleichen. Euver, euwer, euer, Feuver, Feuer, theuver, theuer. Ja ehedem schrieb man statt eu, nur ew, welches denn wie euv ausgesprochen wurde, wovon das Wort euer noch ein Überbleibsel aufbehalten hat; S. dasselbe. Von der Verwandelung des ie in eu in einigen Zeitwörtern, S. Je.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1980.
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